ZitatAlles anzeigenTrainer Kosta Runjaic, der 42 Jahre alte Nachfolger des entlassenen Franco Foda, will den 1. FC Kaiserslautern möglichst 2014 zurück in die Fußball-Bundesliga führen.
Ein Gespräch mit dem FCK-Coach über die Trendwende, Spiele und Spieler, Fans und Konkurrenten.
Herr Runjaic, sieben Punktspiele, vier Siege, drei Unentschieden. Dazu der Sieg im DFB-Pokal gegen Hertha BSC. Wie fällt Ihre Zwischenbilanz als FCK-Trainer aus?
Ich habe ja zu Beginn meiner Tätigkeit von den drei K gesprochen: Kollektiv, Konstanz und Kommunikation. Das ist gelungen. Wir pflegen eine sehr gute Kommunikation. Wir haben konzentriert gespielt, konstant gepunktet und sind überwiegend als Kollektiv aufgetreten. Es gibt aber keinen Grund, sich auszuruhen. Wir haben bisher viel gearbeitet, einen hohen Aufwand betrieben und es geschafft, den Anschluss wieder herzustellen. Nun wollen wir uns da oben festbeißen.
Apropos festbeißen: Der nächste Gegner ist Tabellenvierter, punktgleich mit dem FCK, der nach 14 Spieltagen Dritter ist: Am Samstag geht’s zu Hause gegen Union Berlin, am 3. Dezember im Pokal wieder gegen Union, diesmal auswärts. Spielt das bei der Vorbereitung eine Rolle?
Nein, ich konzentriere mich mit der Mannschaft immer auf das nächste Spiel. Wir nehmen die Dinge, wie sie kommen. Letztendlich kann man das Ligaspiel gegen Union nicht mit dem Pokalspiel vergleichen. Ich hoffe für Samstag natürlich, dass viele, viele Fans auf den „Betze“ kommen und uns unterstützen.
Stichwort Publikum: In der Vergangenheit gab es Jahre, in denen die Fans auf dem „Betze“ als die vielleicht besten und lautesten in Deutschland galten. Viele sagen: Das war einmal. Sie haben jüngst von der Stimmung in Köln beim Spiel gegen Union Berlin geschwärmt …
Was aber nicht heißt, dass unsere Fans sich hinter den Kölnern verstecken müssen. Dort war es so, dass die Mannschaft von den Zuschauern über 90 Minuten getragen wurde. Wir als FCK können uns auf allen Ebenen noch verbessern. Als Mannschaft sind wir in der Bringschuld, aber unsere Zuschauer haben registriert, dass wir uns als Team präsentieren, dass wir zuletzt gut gespielt haben und uns zu einem großen Teil auch dafür belohnt haben. Die Fans haben einmal pro Woche die Möglichkeit, ihren FCK zu unterstützen und ihren Emotionen freien Lauf zu lassen. Es ist wie beim Autofahren. Ich weiß, dass es oft viel schwerer ist, Beifahrer zu sein als Fahrer. Und manchmal haben wir mehr als 40.000 Beifahrer im Stadion. Ich habe ein gutes Gefühl, dass Fans und Mannschaft im Laufe der Saison noch weiter zusammenwachsen.
Sie haben ein festes Gefüge, in dem bisher acht, neun Spieler im 4-4-2 immer gespielt haben. Es gab nur den Wechsel zwischen Simon Zoller und Olivier Occéan und im Mittelfeld zwischen Alexander Ring, Willi Orban und zuletzt Ruben Jenssen. Wie sieht der ideale Nebenmann von Markus Karl in der Zentrale aus?
Es muss einfach passen. Es gibt die grundsätzliche Anweisung, hoch zu stehen, und wir wollen gut gegen den Ball arbeiten. Es kommt darauf an, wie die Spieler miteinander harmonieren. Das Pärchen Karl/Jenssen hat gut funktioniert. Davor mit Willi Orban hat es auch geklappt, phasenweise auch mit Alex Ring. Er hatte eine schlechtere Phase, und Ruben Jenssen hat seine Chance genutzt. Aber Alex ist jung, er ist talentiert und fleißig. Wir haben auf der Position nun einmal sechs Spieler, aber nur zwei können spielen. Viele fragen auch nach Ariel Borysiuk, der nun das Pech hat, dass es mit den anderen gut funktioniert hat. Oder Kevin Stöger. Er war erst verletzt, jetzt ist Länderspielpause, und er ist praktisch wieder 14 Tage mit der österreichischen U21 weg. Wir haben reichlich Auswahl.
Torhüter Tobias Sippel kennen Sie noch aus Ihrer Zeit von 2004 bis 2006 als Co-Trainer beim FCK II. Wie beurteilen Sie seine Entwicklung?
Tobi Sippel kam damals als ganz junger Torwart zu uns in die U23. Im Profigeschäft ist er jetzt seit sechs Jahren. Er bringt für einen 25-Jährigen schon sehr viel Erfahrung mit, über die selbst in der Bundesliga nicht viele Torleute verfügen. Er ist ein Klasse-Keeper mit tollen Reflexen, und die Spieleröffnung ist eine seiner ganz großen Stärken. In der Luft kann er vielleicht noch besser werden. Aber kein Torwart kann alles, außer vielleicht ein Ausnahmekönner wie Manuel Neuer. Tobi hat großen Anteil daran, dass wir in sieben Ligaspielen mit mir als Trainer fünfmal ohne Gegentor geblieben sind.
Die Vierer-Abwehrkette war seit Ihrem Start beim FCK fest gefügt, zuletzt spielte Willi Orban für den verletzten Marc Torrejón. Ist er gegen Union Berlin wieder dabei?
Er kann schmerzfrei laufen, hat aber noch keine Richtungswechsel, keine Sprints gemacht. Bei dieser Art von Verletzung kann man keine hundertprozentigen Prognosen abgeben. In derartigen Situationen zeigt sich auch die Qualität unseres Kaders. Willi Orban hat seine Sache gut gemacht, als Marc nicht dabei war, er ist ein großes Talent mit Zukunft. Und wir haben ja auch noch Dominique Heintz für diese Position, der zuletzt gar nicht zum Einsatz gekommen ist. Er ist ebenfalls ein Guter! Das habe ich schon registriert. Mit Marc Torrejón, Willi Orban, Dominique Heintz und Jan Simunek sind wir in der Verteidigung gut aufgestellt.
Thema Sturm: Sie haben die überragende Entwicklung Simon Zollers gelobt, der den oft etwas unglücklichen, aber stets sehr engagierten Olivier Occéan als Nebenmann von Mo Idrissou verdrängte. Wann können Sie mit Albert Bunjaku rechnen ?
Anfang des Jahres, ich denke er wird mit uns im Januar in die Vorbereitung einsteigen können. Auf ihn freue mich auch, er tut der Mannschaft gut. Er freut sich sehr über den Lauf unseres Teams und verbreitet positive Stimmung – genau wie Mo Idrissou. Ich finde Mo als Typ richtig gut, er ist nicht so stromlinienförmig! Er hat keine Minute im Training verpasst, arbeitet vorbildlich und gibt alles für die Mannschaft. Bis auf das Spiel in Bochum hat Mo immer seine Leistung gebracht. Bei den Defensivstandards ist er da, wo es wehtut! Er ist unheimlich stark in der Luft, er erzielt seine Tore, hat die meisten Assists und ist laut DFL-Statistik im Augenblick der wertvollste Spieler der Liga. Im Spiel beim FSV Frankfurt hat er den Ball beim zweiten Elfmeter an Karim Matmour weitergegeben. Das zeigt auch, welcher Geist in der Mannschaft herrscht.
Was haben Sie mit Kostas Fortounis gemacht, der oft wie ein Autist wirkte und jetzt vor Spielfreude sprüht?
Es freut mich, dass sein Bild jetzt ein komplett anderes ist. Grundsätzlich ist es so, dass ein kleiner Ruck durch die Mannschaft geht, wenn ein neuer Trainer kommt. Ich habe mit Kostas und seinem Berater ein konstruktives Gespräch geführt, in dem ich ihm seinen Weg und seine Fähigkeiten und unsere Erwartungen aufgezeigt habe. Er trainiert ordentlich. Als er gegen Karlsruhe reingekommen ist, hat er ein richtig gutes Spiel gemacht und dann gegen St. Pauli seine Leistung noch mal getoppt. Jetzt denkt jeder, Kostas wird spielen, weil Marcel Gaus die fünfte Gelbe Karte bekommen hat. Ist sicherlich nachvollziehbar. Aber auch Kostas ist zwei Wochen mit seiner Nationalmannschaft unterwegs. Zwischen den beiden Länderspielen wird nicht viel trainiert. Er kommt erst am Donnerstag zurück. Wir spielen am Samstag. Details, die man bedenken muss, machen oft den Unterschied aus.
Sie haben ein großes Ziel – Aufstieg ...
Das ist das Kernziel, richtig. Daneben haben wir aber weitere Ziele. Die kontinuierliche Verbesserung unseres Spielstils, die Heimstärke dauerhaft zu optimieren, junge Spieler aus dem Nachwuchsleistungszentrum an den Kader heranzuführen, noch mehr Zuschauer ins Stadion zu locken und diese zu begeistern.
Wer sind für Sie die größten Konkurrenten um die Aufstiegsplätze?
Zu Beginn war klar, dass Köln eine Top-Mannschaft hat. Auch Greuther Fürth verfügt über einen guten Kader. Ich finde auch, dass St. Pauli ein gutes Team besitzt, das sicherlich eine Chance hat. Union Berlin hat das Stadion ausgebaut, den Etat stetig erhöht, sich sinnvoll und punktuell verstärkt und wird mit Sicherheit ebenfalls eine bedeutende Rolle spielen. Es gibt aber auch immer eine Überraschungsmannschaft wie letztes Jahr den FSV Frankfurt. Jetzt steht Karlsruhe gut da. Es bleibt spannend.
Interview: Oliver Sperk & Horst Konzok
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau