ZitatAlles anzeigenWarum Florian Dick beim FCK zu einer Marke geworden ist – Viel Lob für Mo Idrissou
Wende zum Guten? Oder einfach nur Glück nach viel Pech, großem Ungeschick und noch mehr Pannen bei der Talfahrt der letzten drei peinlichen Wochen? Pannenhelfer für den 1. FC Kaiserslautern spielte Sandhausens Daniel Schulz, der die Zweitligapartie mit einem Eigentor zugunsten des FCK entschieden hat. Das 2:1 (0:1) blieb bis zum letzten Pfiff umkämpft.
Die Brechstange packte FCK-Trainer Kosta Runjaic angesichts der drohenden vierten Schlappe in Folge in Gestalt von Mo Idrissou aus. Der seit Wochen ladegehemmte Torjäger als dritte Spitze mit weitem Revier und die ungebrochene Moral sorgten für die Wende in einer Partie, die für den FCK „ganz schlecht begonnen hat“, wie Runjaic den verhängnisvollen, weil schief gegangenen Hackentrick Jan Simuneks umschrieb. Danny Blum, einstiger Junioren-Nationalspieler, aus dem FCK-Talentschuppen nach Schalke geflüchtet, nun vom Flügelflitzer zum Stürmer mit Turboqualität umgeschult, hatte den FCK mit seinem Treffer zum 1:0 am Nerv getroffen (10.).
„War doch klar, dass wir nicht vor Selbstvertrauen strotzen“, sagte Simon Zoller, der nach Idrissou-Vorlage mit einem raffinierten Heber über den guten Torhüter Riemann für den Ausgleich sorgte (60.). Das Tor von Liebling Zoller belebte den Glauben der Mannschaft an das eigene Können, reanimierte die Fans, deren Vorsänger schon nach zehn Minuten die Flucht ergriff. „Die Fans haben uns getragen“, dankte Marc Torrejón, der Kapitän der kollektiven Verunsicherung in Rot, dem zwölften Mann.
„Das war wieder einer dieser Fehler, die uns die ganze Zeit schon aus der Bahn geworfen haben. Da kommt man sich vor wie im falschen Film“, tat sich der emsige Offensivverteidiger Chris Löwe schwer, den Rückstand zu verdauen. Gefährlich, wenn auch erfolglos, waren seine Freistöße. „In den letzten Spielen hatte der FCK viel Aufwand betrieben, aber kein Glück. Heute hatte er Glück, dass wir ein Eigentor geschossen haben“, haderte SVS-Coach Alois Schwartz beim Blick auf die spielentscheidende Situation. Ausgangspunkt war wieder Mo Idrissou, der am Samstag 34 Jahre alt wurde.
Der Stürmer schickte Florian Dick auf die Reise, der kam beim Flankenlauf ins Stolpern, fiel, rappelte sich nach dem Sturz mit der ihm eigenen Willenskraft wieder auf, tunnelte den guten Timo Achenbach. Und, oh Wunder an diesem vermaledeiten Abend, die Flanke landete nicht wie bei drei Versuchen vorher irgendwo im Nirgendwo der Betzenberg-Botanik, sondern dank Schulz’ unfreiwilliger Hilfe im Tor: 2:1 (73.). „Mo hat uns mit seiner Präsenz sehr weitergeholfen. Er hat uns wichtige Räume geöffnet. Wenn er weiter so spielt, hilft er uns enorm“, anerkannte Löwe.
Das Tor aber war vor allem auch ein Verdienst des an diesem Tag weniger guten Dick. Es war nicht sein Spiel, aber es wurde irgendwie sein Abend, obwohl der Außenverteidiger in der Folge auch zu viele Flanken zuließ. Seit sechs Jahren ist der 29-Jährige in Kaiserslautern. Ob der Ex-Karlsruher auch in seine siebte Saison beim FCK geht, steht in den Sternen. Sein Vertrag läuft ebenso aus wie die Arbeitspapiere von Mohamadou Idrissou (34) und Jan Simunek (27). Über die Personalien will Klubchef Stefan Kuntz erst befinden, wenn die Ligazugehörigkeit geklärt ist.
Für Dick sprechen sein unbeugsamer Wille, sein ungebrochener Kampfgeist und die Bereitschaft, Kilometer zu fressen. Gäbe es die Defizite beim Flanken nicht, würde er wohl in der Premier League in England Dienst tun. Beim FCK ist Dauerbrenner Dick längst auch ein Gesicht des Vereins, wie der diesmal gute Torhüter Tobias Sippel eine Identifikationsfigur. Florian Dick – der Mehrwertprofi mit der Nummer 23!
Und ein guter Kerl ist Dick, den die Freunde Flo rufen, auch. Noch im Kabinengang erkundigte er sich beim Ex-Lauterer Denis Linsmayer nach dessen Befinden. Im Luftkampf getroffen vom Knie Alexander Rings, musste Linsmayer nach 17 Minuten verletzt vom Feld. „Ich kann mich nicht mehr bewegen“, klagte der 22-Jährige und fügte traurig an: „Da freust du dich wochenlang auf das Spiel und dann das.“ Die Niederlage seines SVS verstärkte den Schmerz.
Die Rheinpfalz - Ludwigshafener Rundschau