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1. FC Kaiserslautern gewinnt beim FC St. Pauli mit 3:2 – Ruben Jenssen landet Volltreffer in der Nachspielzeit
VON OLIVER SPERK & HORST KONZOK
Welch ein Krimi, welch ein packendes Zweitliga-Spiel am stimmungsvollen Millerntor: Durch einen tollen 16-Meter-Schuss des eiskalten Ruben Jenssen in der Nachspielzeit gewann der gestern sehr starke 1. FC Kaiserslautern beim FC St. Pauli verdient, wenn am Ende auch glücklich mit 3:2 (1:1). Die kleine Lauterer Aufstiegshoffnung lebt wieder.
Die frühe Führung der Hamburger durch John Verhoek (14.) glich Srdjan Lakic mit seinem ersten Treffer seit seiner Rückkehr Ende Januar aus (31.). Markus Karl köpfte die Roten Teufel in ihrem mit Abstand besten Punktspiel seit Monaten mit 2:1 in Front (61.), Florian Kringe staubte kurz vor Schluss zum 2:2 ab (89.). Dann kam Jenssens Volltreffer, den Jean Zimmer klug herausspielte. Der 20-Jährige zeigte als Vertreter des gelbrotgesperrten Rechtsverteidigers Florian Dick eine enorm couragierte Leistung, spielte seinen Part ruhig und abgeklärt.
„Nachdem wir noch mal zwei Riesenchancen vergeben hatten, dachte ich, jetzt ist alles vorbei“, sagte Ruben Jenssen strahlend: „Und dann mache ich dieses wunderbare Tor … Es war einfach ein geiles Spiel. Ein top Topspiel!“ Ausgangspunkt des 1:0 für den FC St. Pauli war eine umstrittene Gelbe Karte für FCK-Stürmer Srdjan Lakic; nach vermeintlicher „Schwalbe“ des Lauterers lief Marc Rzatkowski den Gegenangriff über den linken Hamburger Flügel. Seine Flanke köpfte John Verhoek an die Latte, von dort prallte der Ball unglücklich an FCK-Keeper Tobias Sippel ins Tor ab (14.).
Die Lauterer, die von Anfang an sehr mutig auftraten, zeigten sich von diesem wieder einmal frühen 0:1-Rückstand unbeeindruckt. Die Roten Teufel attackierten forsch, zeigten sich trotz der vielen deprimierenden Rückschläge der vergangenen Wochen kampf- und willensstark und waren überlegen. Der schnelle Karim Matmour spielte sich immer wieder frei, die letzte Effizienz fehlte ihm aber – auch weil er durch das eine oder andere Foul gebremst wurde.
Ein Foul stoppte auch den lauffreudigen Lauterer Linksverteidiger Chris Löwe. Er kam nicht schnell genug zum Abschluss und wurde an der Strafraumgrenze unfair attackiert. Den fälligen Freistoß zirkelte Stürmer Lakic perfekt ins lange Eck – 1:1 (31.). Kurz darauf sah Lakics Sturmpartner Simon Zoller, dass St. Paulis Torwart Philipp Tschauner weit aus dem Kasten herausgeeilt war. Zollers Schuss verfehlte das Ziel aber knapp (33.). St. Pauli blieb stets gefährlich. So hatte der FCK Glück, dass Marc Halstenberg in der 43. Minute den Ball nur an den Pfosten schlenzte.
Vor dem Tor nahe der stimmgewaltigen St.-Pauli-Fantribüne hatte nach dem Seitenwechsel auch FCK-Angreifer Simon Zoller Pech. Erst scheiterte der stets hellwache Torjäger an Keeper Philipp Tschauner (52.). Wenig später kam Zoller zu einer Doppelchance – erst stand die Latte im Weg, dann rettete Markus Thorandt auf der Linie (58.).
Markus Karl hatte mehr Glück: Der fleißige Abräumer, der sich gestern häufig sehr gut nach vorne einschaltete, köpfte einen verunglückten Schuss Marc Torrejóns zum 2:1 für den klar chancenreicheren FCK ins Netz (61.).
Nach Kringes glücklichem Ausgleichstor (89.) bebte das ausverkaufte Millerntor-Stadion, zumal FCK-Innenverteidiger Willi Orban wegen wiederholten Foulspiels Gelb-Rot sah (90.+1). Der dezimierte FCK konterte gefährlich. Zunächst hielt der für den verletzten Tschauner eingewechselte Robin Himmelmann Hamburg im Spiel. Doch Jenssen setzte eiskalt den K.o.-Treffer. Im emotionsgeladenen Freudenhaus hörte man für ein paar Sekunden nur noch die 2500 FCK-Fans: „Auswärtssieg!“
So spielten sie
FC St. Pauli: Tschauner (71. Himmelmann) - Ziereis (79. Maier), Thorandt, Gonther, Schachten - Trybull, Rzatkowski, Buchtmann (63. Kringe), Halstenberg - Verhoek, Thy
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Zimmer, Orban, Torrejón, Löwe - Matmour, Karl, Jenssen, Idrissou (86. Occéan) - Lakic, Zoller (90.+2 Heintz)
Tore: 1:0 Verhoek (14.), 1:1 Lakic (31.), 1:2 Karl (61.), 2:2 Kringe (89.), 2:3 Jenssen (90.+7)
Gelbe Karten: Thorandt (5/1), Halstenberg (5), Schachten (5), - Idrissou (5/1), Matmour (5), Lakic (3), Sippel (2) - Gelb-Rote Karte: Orban (90.+1)
Beste Spieler: Rzatkowski, Tschauner, Verhoek - Zoller, Idrissou, Matmour, Jenssen
Zuschauer: 29.063 (ausverkauft) - Schiedsrichter: Fritz (Korb).
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Leserbriefe
„Schäme mich, in der Westkurve zu stehen“
Zu unserer Berichterstattung über den 1. FC Kaiserslautern:
Seit langen Jahren stehe ich in der Westkurve und war immer stolz auf die Stimmung und den Rückhalt, den die Fans ihrer Mannschaft gegeben haben. Wir haben richtig gute Zeiten erlebt und es war auch oft sehr schwer. Was aber im Moment dort abläuft, ist fürchterlich. Nach zehn Minuten wird gepfiffen, welcher Spieler soll dadurch besser werden? Wenn die Mannschaft keine Anfeuerung mehr spürt, wie soll das gehen. Es ist keine Heimspielatmosphäre mehr. Wie oft haben wir es geschafft, ein Spiel mit unserer Unterstützung zu drehen? Sowas ist nicht mehr möglich.
Wenn ein Auswärtsspiel ist, fallen unsere Fans nur durch Bengalos und Undisziplin auf. Bleibt doch zu Hause, wenn ihr nur dem Verein schaden wollt. Baut Eure Aggressionen beim Holzhacken oder sonst wie ab, aber bitte nicht im Stadion. Ich bin mit der Spielweise auch nicht zufrieden, drücke aber immer die Daumen und hoffe, dass es besser wird. Mit Euch Chaoten ist das nicht möglich. Ich schäme mich ja schon, zu den Westkurven-Besuchern zu gehören.
Ursula Weber, Lambsheim
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„Passt eher in die 3. Liga“
Zu „Knapp daneben ist auch vorbei“ (8. April):
(...) Ich teile Ihre faktengestütze Sichtweise, soweit Sie in diese Analyse eingeflossen ist. Allerdings haben Sie, warum auch immer, ausgespart, was nach meiner Einschätzung maßgeblich zu dem sich abzeichnenden Scheitern beigetragen hat. Da wäre Herr Runjaic zu nennen, dem es nicht gelungen ist, seinen Spielern das beizubringen, was Grundvoraussetzung für anspruchsvollen Fußball ist: Spiel ohne Ball, Lauffreudigkeit, Passgenauigkeit, Schnelligkeit, Direktspiel, taktisches Verständnis etc. (...)
Gewöhnlich war es doch so, dass bei den vielen grottenschlechten Spielen nicht nur der eine oder der andere versagte, sondern fast immer die Mannschaft im Kollektiv. Jedenfalls scheint mir die Selbstwahrnehmung der Spieler zu ihren Leistungen und ihrem sogenannten Potenzial auf die oben genannten Defizite hinzuweisen. Es erschließt sich mir nicht, worauf die Lorbeeren gründen, die Sie und die RHEINPFALZ-Sportredaktion insgesamt dem Spieler Idrissou permanent aufs Haupt setzen. Für mich ist dieser Spieler einer der Hauptverantwortlichen an den Fehlleistungen der Mannschaft in Serie. (...)
Ich habe auch kein Verständnis dafür, dass bei Runjaic der FCK-Nachwuchs keine Chance erhielt, stattdessen die „alten“ Versager immer wieder ihren Rumpel-Fußball spielen durften. Sicherlich wären die „Jungen“ zumindest mit mehr Eifer und Motivation zur Sache gegangen, spielerisch hätten Sie die Leistungen der Versager wohl kaum unterbieten können. Zu denen, die das Nicht-Erreichen des Saisonziels zu verantworten haben, zählt primär auch der FCK-Chef Kuntz. (...)
Sie können sicher sein, dass die FCK-Fans, zu denen ich mich auch zähle, schon wissen, wie der Begriff Fan „de facto“ zu interpretieren ist. Da braucht es keine unterschwellige Belehrungen aus Ihrer Feder. Bei aller Liebe zum FCK, was hat denn diese Mannschaft, deren Qualität eher zur 3. Liga als der Bundesliga zuzuordnen ist, dort verloren? Dem Fan graust es bei dem Gedanken, mit diesen fußballerisch in Allem überforderten Kicker einer erneuten Pleite entgegen zu gehen.
Hans-Josef Dormann,Hettenleidelheim
Die Rheinpfalz - Ludwigshafener Rundschau