Diskussionsthema zum Artikel: Kommentar: Zeit für die Sommerpause
Kommentar: Zeit für die Sommerpause
Die Niederlage gegen Aalen machte erneut deutlich: Es liegt noch viel Arbeit vor Funktionären und Mannschaft. In der Sommerpause muss an Grundsätzlichem gefeilt werden. Ein Kommentar.
Wieder einmal folgte auf ein Erfolgserlebnis die pure Ernüchterung. Wie sehr die Niederlage, aber vor allem die Leistung den Trainer ärgerte, das konnte man Sascha Hildmann ansehen, bevor er sich zur 0:1 Niederlage seiner Mannschaft gegen den VfR Aalen äußerte: „Wir waren einfach schlecht. Ich bin nur noch abgenervt. Wir sind selbst schuld, wir Idioten“, sagte der 47-jährige dann, der obendrein gestern Geburtstag hatte. Seine Mannschaft hätte ihm wahrlich ein schöneres Geschenk machen können. So musste der Coach, der die Lautrer Spiele emotional wie kaum jemand vor ihm mitlebt, die Niederlage mit Familie und Freunden bei einem Ausflug in die Weinberge erst einmal verarbeiten.
Die Art und Weise wie der FCK dabei verlor war nicht nur für den Trainer besonders enttäuschend. Nach Spielende gab es zum Teil wütende Reaktionen aus der Westkurve. Wenig verwunderlich und kaum noch zu erklären, dass in erschreckender Konstanz nach top Leistungen wie dem 4:2 gegen Uerdingen, katastrophale Einbrüche wie gegen Aalen folgen. Wieso bringt es die Mannschaft nicht fertig, wenigstens zwei Spiele in Folge konstant gute Leistungen zu bringen? Zumal gegen einen Gegner, der Tabellenletzter ist, der unter extremem Druck stand, quasi zum Siegen verdammt war. Man selbst dagegen eigentlich befreit aufspielen könnte, ist doch sowohl der Aufstiegszug abgefahren, noch droht Gefahr, noch einmal in den Abstiegskampf hineingezogen zu werden. Auch das Umfeld hat dies akzeptiert und hat für diese Saison keine Aufstiegserwartungen mehr. Wieso also spielte der FCK vor allem in der 2. Halbzeit so uninspiriert, so gehemmt, dass man glaubte, es ginge um ein vorentscheidendes Aufstiegsspiel und den Jungs flattern die Nerven? Auch mit dem Abstand von zwei Tagen fällt mir dazu keine Erklärung ein.
Noch vor einer Woche beschrieben wir an dieser Stelle genug Gründe für Mut und Zuversicht was die Zukunft des 1. FC Kaiserslautern angeht. Dies hat sich auch jetzt nicht geändert. Es ist nicht förderlich, eine Mannschaft, die dazu noch so jung und unerfahren ist, in der einen Woche hochzujubeln und Spieler als Hoffnungsträger zu bezeichnen, nur um sie eine Woche später wieder niederzuschreiben und ihr jegliche Qualität abzusprechen.
Die Inkonstanz, in diesem Jahr Hauptursache für das Verfehlen des Saisonziels Aufstieg, ist eine alte Bekannte. Ungefähr so beliebt wie Zahnweh, mit der man als Fan aber fast schon rechnen musste. Die Mannschaft hat großes Potential und ohne wenn und aber mehr als gute Chancen, nächstes Jahr anzugreifen. Allerdings müssen sich dafür in der Sommerpause grundlegende Dinge verbessern.
Auch am Samstag war die Standardschwäche der Pfälzer wieder eklatant. Sechs Eckbälle hatten die Roten Teufel, nicht einer wurde wirklich gefährlich. Will man nächstes Jahr um den Aufstieg mitspielen, dann müssen sie wieder zur Waffe werden. Das ist unabdingbar, vor allem wenn man Spiele gewinnen möchte, in denen spielerisch nur wenig funktioniert.
Dazu fehlt der Mannschaft Kaltschnäuzigkeit und Cleverness. Timmy Thieles vergebene Chance in der 55. Spielminute, sie war Sinnbild für das Lautrer Spiel in der gesamten Saison. Solche 1 zu 1 Situationen muss ein Stürmer mit dem Selbstverständnis eines Timmy Thiele einfach machen. Das weiß Thiele, das weiß auch Sascha Hildmann. Hier fehlt es sicher auch an Selbstvertrauen und dem Selbstverständnis, das durch den enttäuschenden Saisonverlauf einfach nicht vorhanden ist.
Es wird höchste Zeit für die Sommerpause, um die Uhr auf Null zurück zu stellen und neu anzugreifen. Ein guter Saisonstart – möglichst ohne Nackenschläge und Dramen – wird Grundvoraussetzung sein, um tatsächlich eine gute Rolle in der Liga spielen zu können.
Hier ruhen alle Hoffnungen auf Sascha Hildmann. Er hat im Winter die Mannschaft stabilisiert, ihr ein neues System und Gesicht gegeben. Die alten Schwächen konnte aber auch er noch nicht vollends beseitigen. Wie auch. Jetzt hat der gebürtige Lautrer die Chance dazu. Mit einer kompletten Saisonvorbereitung, der Einflussnahme auf mögliche Neuzugänge oder mit dem Verkauf des ein oder anderen Spielers, der auf ganzer Linie enttäuscht hat beziehungsweise nicht in das neue System passt.
Die nächsten Wochen sind aus sportlicher Sicht nur noch Makulatur. Die Saison ist gelaufen. All zu viel wird sich am Auftreten der Lautrer wohl auch nicht mehr ändern. Wir werden wohl noch den ein oder anderen Sieg bejubeln dürfen, aber auch wieder Rückschläge erleben müssen. Für das Selbstvertrauen und die Stimmung im Umfeld, die nächstes Jahr so wichtig sein werden, wäre ein positiver Saisonausklang jedoch sehr wichtig. Denn die entscheidenden Weichen für den FCK werden in der Sommerpause gestellt. Dann muss jeder Handgriff sitzen, jeder Schritt wohlüberlegt sein. Nur dann kann der FCK erfolgreich sein und wirklich noch einmal angreifen.
Quelle: Treffpunkt Betze