Diskussionsthema zum Artikel: Hildmann muss was ändern
Hildmann muss was ändern
Der FCK will sich verbessern, der FCK muss sich verbessern. Doch an welchen Stellen hakt es konkret? Eine Analyse in vier Akten.
Der großartige Pokalfight gegen Mainz und die anschließende Woche waren einfach nur zum Genießen, was hoffentlich auch jeder Lauterer ausgiebig getan hat, denn der harte Aufprall in der Realität kam natürlich bereits bei erst möglicher Gelegenheit, dem Heimspiel gegen Braunschweig. Hatten nicht alle gehofft, man könne aus dem Pokalfight etwas mitnehmen in die Liga? Das 0:3 gegen Braunschweig bietet hingegen grauesten Drittliga-Alltag in jeder Hinsicht. Nur 20.494 Zuschauer sehen eine fahrig spielende FCK-Mannschaft mit extrem hoher Fehlerquote. Und wirkliche Stimmung kommt auf der Westtribüne während der kompletten 90 Minuten auch nicht auf. Am Ende gewinnt der keinesfalls übermächtige Gegner, völlig unnötig aus Lauterer Sicht, aber verdient.
Kante gesucht
Die Variante ist eigentlich gut und wird auch mehrere Male vollzogen: Der Eckenschütze (hier Hemlein) lupft den Ball an den kurzen Pfosten, wo er in der Regel von Bachmann sauber nach hinten verlängert wird. Braunschweigs Torwart Engelhardt kann auf diese Weise keine Ecke direkt herunterfischen und verharrt jedes Mal tatenlos auf der Torlinie. Soweit so gut, aber neben Bachmann ist derzeit niemand da, der eine Vorlage überhaupt verlässlich per Kopf verwerten könnte, der Sechser ist der einzig gefährliche Lauterer Kopfballspieler auf dem Platz. In der zweiten Halbzeit führt die gleiche Variante, diesmal Starke auf Thiele am kurzen Pfosten zur 100%igen Torchance durch Kühlwetter. Unterschied: Der Ball kam dieses Mal flach am langen Pfosten an. Bei hohen Bällen kann der FCK derzeit keinen Blumentopf gewinnen – weder vorne noch hinten. Vor dem 0:1 segelt die Flanke von Braunschweigs Amade butterweich über alle Köpfe im Lauterer Sechzehner hinweg und findet Feigenspan, der unbedrängt einköpft. Sickinger steht zu weit weg von seinem Gegenspieler und steigt zudem nicht hoch.
War in der vergangenen Saison noch die „Qualität“ der Standards das Problem, so kommen die Bälle in dieser Spielzeit wesentlich gefährlicher vor das gegnerische Tor, nur fehlen jetzt die Abnehmer. Torgefährlich kann der FCK derzeit eigentlich nur bei Ecken werden, wenn diese kurz ausgeführt werden. Ist der Gegner, wie am Sonntag die Braunschweiger, gut darauf eingestellt, finden die Roten Teufel kaum ein Mittel. Sickinger in die Dreierkette zu ziehen war ursprünglich mal dazu gedacht, das Kombinationsspiel von hinten heraus zu stärken, was tatsächlich auch gut funktioniert. Der Preis dafür ist allerdings derzeit ein insgesamt kopfballschwaches Team, dem im Mittelfeld oft ein zusätzlicher ballsicherer Spieler fehlt. Und diese beiden Baustellen sind mindestens eine zuviel. Kanten wie Kevin Kraus oder Lukas Gottwalt könnten die Kopfballschwäche beheben, indem einer von Ihnen die Position von Sickinger in der Innenverteidigung einnimmt.
Ska statt Hemlein-Rolle
Sickinger hingegen könnte dafür auf Kühlwetters Position auf die Acht vorrücken und damit Manfred Starke entlasten. Dieser hat nämlich mit den Herren Bachmann und Kühlwetter relativ unbeständige Kombinationspartner und bleibt somit der einzige immer anspielbare Mittelfeldmann. Auch wenn Aufbau und Umschaltspiel der Lauterer im Vergleich zur Vorsaison besser und deutlich zielstrebiger sind, so ist das FCK-Spiel für den Gegner mittlerweile zu leicht auszurechnen. Der Spielaufbau geht manchmal durch die Mitte (Starke), zumeist jedoch über links (Pick). Leider sind Florian Picks Qualitäten mittlerweile absolut jedem gegnerischen Team bis ins Detail bekannt. So wird er nun fast durchgehend gedoppelt und die Räume für seine Tempodribblings permanent sehr eng gehalten. Gegen Braunschweig spielt Picks Partner auf der linken Seite, Philipp Hercher, richtig gut auf und nutzt den Platz, der ihm durch Picks Doppeldeckung entsteht immer wieder stark aus. Leider lässt er aber in der zweiten Halbzeit einmal seinen Gegenspieler entwischen, der prompt zum 0:2 vollstreckt, vielleicht eine Folge seines Offensivdrangs.
Auf der rechten Seite hingegen bleibt Kapitän Christoph Hemlein Woche für Woche komplett wirkungslos und fällt eigentlich nur durch die „Hemlein-Rolle“ (theatralisches Fallen bei Allerweltszweikämpfen) auf. Von der Mentalität her wäre er sicherlich die richtige Person als Mannschaftskapitän, allerdings müsste er dafür auch leistungsmäßig vorweg gehen, was nicht mal ansatzweise der Fall ist. Auf seiner rechten Seite wird dringend Geschwindigkeit und Kreativität gebraucht, beides kann der Ex-Bielefelder nicht liefern, andere jedoch schon: Simon Skarlatidis wurde nach seiner Verletzung vom Trainer zunächst schonend aufgebaut und könnte in Zwickau dann auch endlich in der Startelf stehen. Ob Antonio Jonjic schon der richtige Mann ist, die rechte Seite (auch defensiv) 90 Minuten zu beackern, bleibt fraglich.
In der Mitte geht derzeit nichts ohne Manfred Starke, der immer wieder das Spiel an sich reißt, aber dabei sehr von seinen zentralen Mittelfeldkollegen abhängt. Inwiefern Janik Bachmann für Kombinationsfußball zur Verfügung steht, hängt immer stark von seiner Tagesform ab und die ist, wie gegen Braunschweig zu sehen, sehr volatil. Christian Kühlwetter hat zwar ein gutes Tempo und leistet eine enorme Laufarbeit, verliert aber viel zu viele Bälle. Es fehlt im zentralen Mittelfeld ein Ballverteiler mit Übersicht, der zudem auch mal ein hohes Tempo gehen kann - einer wie Carlo Sickinger. Nebeneffekt dieser Umstellung: In der Defensive würde ein Platz für Kraus oder Gottwalt frei.
Alternativen kehren zurück
Durch die Verletzungen von Bjarnasson und Bakhat (plus die Langzeitverletzten Spalvis und Esmel) stehen Sascha Hildmann im Sturm fast überhaupt keine Alternativen zur Verfügung. Und auch die Ausfälle von Skarlatidis, Gottwalt und Bergmann nahmen dem Coach zuletzt einiges an personellem Spielraum. Nun könnte mit der Rückkehr der genannten. Spieler gleichzeitig auch ein wenig aussortiert werden, um den Youngstern eine Chance zu geben. So bringt ein Christoph Hemlein die Mannschaft keinen Schritt weiter und ein Hendrik Zuck stellt auf der Bank überhaupt keine Alternative auf irgendeiner Position dar. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger ist Sascha Hildmann jedoch bekannt dafür, junge Spieler ins kalte Wasser zu werfen und zu fördern. Das könnte in naher Zukunft auf den lange verletzten Anas Bakhat oder auch Mohamed Morabet zutreffen. Nicht zuletzt wartet auch ein Theodor Bergmann, der zuletzt durch eine Herzrhythmusstörung außer Gefecht gesetzt war auf seinen Durchbruch auf dem Betze. Für das Montagsmatch in Zwickau würde zumindest schon mal ein Skarlatidis in der Startelf für ein wenig mehr Hoffnung in der FCK-Gemeinde sorgen.
DFB-Pokal: Losfee Kuntz verkündet Fanfreundschaft
Riesige Lust auf die nächste Pokalrunde gegen den 1. FC Nürnberg wird sich wohl erstmal nicht einstellen. Daran ändert auch die bizarre ARD-Auslosungsshow im Rahmen der Sportschau nichts, in der die Studiogäste scheinbar angehalten werden, eine Art Demonstrationsschilder mit den Namen der im Lostopf verbliebenen Teams permanent und gut sichtbar für die Kameras hochzuhalten. Offenbar soll so das Bild suggeriert werden, jeder Verein hätte eigens eine Delegation zu diesem medialen Top-Ereignis geschickt. Im Falle des FCK übernimmt dies ein einzelner, langhaariger Herr mit Brille - meines Wissens weder Vorstands- noch Aufsichtsratsmitglied am Betzenberg. Neben „Schild hochhalten“ haben die Kurzzeitrepräsentanten jedoch noch eine weitere Aufgabe: Wird der entsprechende Club, dessen Schild sie halten dürfen, ausgelost, haben sie entzückt vor lauter Begeisterung, den Stock mit dem Vereinsnamensschild möglichst enthusiastisch auf und ab zu bewegen. Pure Emotion auf öffentlich-rechtliche Art.
Und als ob das alles noch nicht genug wäre, klärt dann auch noch die Losfee Stefan Kuntz den geneigten Zuschauer über die „bestehende Fanfreundschaft zwischen Clubberern und FCK-Fans“ auf. Kann man sich nicht ausdenken.
Quelle: Treffpunkt Betze