Ich glaube ja, dass man für das ganze Ehrmann-Thema die Überschrift: "Kommunikation im Fußball - früher und heute" ganz gut passen würde.
Sind wir doch Mal ehrlich, was hat Gerry überhaupt erst dieses Standing gebracht, dass er bei den Fans hat? Er war in all den Jahren DIE Konstante im Verein. Ist immer geblieben, hat unzählige Trainer, Vereinsführungen, Abstiege, einfach alles überdauert. Ein Großteil der Fans, inklusive mir mit meinen fast 30 Jahren, haben nie einen FCK ohne Gerry Ehrmann erlebt. Der vor dem jeder Respekt hat, aufgrund seiner körperlichen Präsenz und natürlich seiner aufbrausend, emotionalen Art.
Und genau die wird es jetzt auch gewesen sein, über die er gestolpert ist. Meistens liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte und ich denke so ist es auch hier.
Gerry ist mit seiner Art ein Relikt aus vergangenen Tagen. Aus einer Zeit, als die jungen Spieler den alten noch die Tasche tragen mussten. Als der ganze Fußball noch rauer und anarchischer war. Einer wie Gerry, redet wie ihm das Maul gewachsen ist, sagt vielleicht auch Mal "Arschloch" zu dir, ohne das selbst als Beleidigung zu empfinden. Nur haben sich die Gepflogenheiten im Fußball geändert. Die 80er und 90er sind vorbei. Alles ist glatter, perfektionistischer und korrekter.
Einen Spieler der Mannschaft bspw. als Waschlappen bezeichnen? Oder etwa den Trainer als Teil des Trainerstabs als Pfeife? Früher hätte man dann ein Bier getrunken, geredet und so evtl. die Sache aus der Welt geschafft. Für eine echte Beleidigung hätte es schon mehr gebraucht...
Aber dieses Früher existiert nunmal nicht mehr. Wir haben das Jahr 2020 und haben in der Geschäfts- bzw. Vereinsführung und im Trainerstab Menschen sitzen die nach heutigen Maßstäben professionell arbeiten (wollen). Menschen die Verhandlungen führen um Investoren für den FCK zu begeistern, der Mannschaft eine Spielphilosophie vermitteln wollen (wenn auch leider momentan erfolglos). Und in diese Strukturen passt ein so unangespasster Charakter wie ein Gerry Ehrmann einfach nicht mehr rein.
Dass er sich überhaupt noch so lange halten konnte war den guten Ergebnissen seiner Trainingsarbeit und eben seinem Legendenstatus geschuldet. Es hat sich schlicht keiner getraut dieses Denkmal vom Sockel zu stoßen... bis jetzt.
Die Kommunikation zu dieser Personalentscheidung ist absolut nicht optimal gelaufen, weil schon wieder irgendjemand der Blöd-Zeitung was gesteckt hat. Den Maulwurf gilt es zu finden und aus dem Verkehr zu ziehen.
Nichtsdestotrotz haben die Verantwortlichen mit dieser Personalentscheidung bewiesen, dass sie auch vor unangenehmen, unpopulären Entscheidungen nicht zurückschrecken und auch bewusst dadurch in den Gegenwind treten. Für potentielle Investoren ist das durchaus positiv zu betrachten.
Warten wir Mal ab, was da noch so ans Licht kommt und hoffen wir, dass der Wind sich schnell legt.