Diskussionsthema zum Artikel: "Macht Lust auf mehr": 2:2 in Kiel mehr als nur ein Punktgewinn
"Macht Lust auf mehr": 2:2 in Kiel mehr als nur ein Punktgewinn
Mit seiner kämpferischen und aufopferungsvollen Spielweise holt der FCK gegen namhafte Konkurrenten vier Punkte. Ein richtiger guter Saisonstart, findet Treffpunkt Betze Redakteur David.
Im ersten Auswärtsspiel der Saison erkämpft sich der 1. FC Kaiserslautern bei Holstein Kiel einen wichtigen Zähler und bleibt in der zweiten Liga damit weiterhin ungeschlagen. Dabei beweist die Schuster-Truppe wie schon zuletzt Moral und Comeback-Qualitäten. Der Ex-Kieler Daniel Hanslik und Terrence Boyd lassen die rund 2.000 mitgereisten FCK-Anhänger im hohen Norden jubeln.
Ein Wechselbad der Gefühle
„Mit viel Aufwand verdient“, beschrieb Dirk Schuster seine Ansicht zur Punkteteilung nach der Partie im Holstein-Stadion. Doch viel Aufwand war von beiden Teams spielerisch zumindest in den ersten dreißig Minuten nicht zu erkennen. Mit Daniel Hansliks Führungstreffer setzte der FCK eine erstes Ausrufezeichen und brachte gleichzeitig mehr Tempo in die Begegnung. Denn bis zu diesem Zeitpunkt ließen die Kieler den Roten Teufeln kaum Räume, um ihr Offensivspiel zu entfalten, wodurch die Pfälzer zunächst gehemmt wirkten. Die Führung quasi aus dem Nichts nach einer halben Stunde setzte dem Spiel in der Folge einen rot-weißen Stempel auf. Die Gäste in den roten Trikots drehten richtig auf, übernahmen die Spielkontrolle und kombinierten sich ein ums andere Mal gefährlich vor den gegnerischen Sechzehner.
"Ab der Führung habe man eine breitere Brust bekommen", erklärte Cheftrainer Schuster den Schwung im letzten Drittel der ersten Hälfte. Dass die Roten Teufel die Partie dann im zweiten Durchgang zunächst komplett aus den eigenen Händen gaben, war schlicht und ergreifend unnötig. Zwei Standardsituationen, zwei Gegentore - so die Abwehrbilanz zwischen der 51. und 57. Spielminute. Die sonst so stabile FCK-Defensive wackelte bei den Gegentreffern gehörig. „Wir bekommen zwei Gegentore aus Standardsituationen, das darf uns in dieser Form nicht passieren“, erklärte Schuster im Anschluss. Dinge, an denen gearbeitet werden muss. Doch allen Widerständen zum Trotz kämpfte sich Kaiserslautern zurück ins Spiel und präsentierte sich spielerisch von seiner besten Seite. Und der FCK wäre nicht der FCK, wenn er an diesem Samstagmittag nicht noch ein Ass im Ärmel gehabt hätte: Das Ass der „Comeback-Qualitäten“. So traf Terrence Boyd eine halbe Stunde vor Schluss zum hochverdienten Ausgleich. Ein am Ende des Tages leistungsgerechtes Unentschieden.
„Wir ackern fleißig wie die Bienen“
Dass der FCK „ackert“, dürfte spätestens seit den Bildern aus dem Trainingslager in Mals bekannt sein. Mit diesem 'Bienenvergleich' untermauerte Terrence Boyd nach Schlusspfiff seine Ansicht der Dinge. „Sie haben uns das Leben schwer gemacht“, äußerte er über die Kieler Mannschaft. Dennoch habe man mit "Moral und Mentalität" dagegengehalten. Auch Daniel Hanslik betonte diese kämpferische Moral. „Als Aufsteiger so zurückzukommen, zeugt vom Charakter der Mannschaft. Da kann man nur sagen, dass man stolz und froh ist, davon ein Teil zu sein“. Stolz konnte Hanslik auch auf seinen Treffer gegen seinen Ex-Club sein, der sich positiv auf das Pfälzer Spielgeschehen auswirkte, wie ein Dosenöffner fungierte und die spielerischen Stärken des FCK erst so richtig aktivierte. Hohes Anlaufen, starke Zweikampfführung und gutes Kombinationsspiel machten den Kielern zunehmend das Leben schwer. „Wir haben Kiel kaum Chancen gestattet, haben sehr gut verteidigt und taktisch gut agiert“, lautete Schusters Bilanz, der mit dem Auftritt seiner Elf hochzufrieden sein konnte.
Hochzufrieden dürfte auch Jean Zimmer gewesen sein, der mit seiner Vorarbeit zum Ausgleich einen wichtigen Anteil am Punktgewinn hatte und der kurz vor Ende des Spiels für Phillip Hercher ausgewechselt wurde. Hercher, der in den ersten beiden Saisonspielen aufgrund einer länger anhaltenden Verletzung nicht über die Rolle des Ergänzungsspielers hinauskam, fügte sich gleich mit einer gefährlichen Torraum-Situation nahtlos ins Spielgeschehen ein - gleiches galt für Hikmet Ciftci, nach seiner Einwechslung seiner Stammelf-Ambitionen untermauerte.
Unterm Strich mischt der 1. FC Kaiserslautern in der zweiten Liga leistungstechnisch also auf Augenhöhe mit. Mit Sicherheit hätten viele dem pfälzischen Traditionsverein einen solchen Start in diese neue Zweitliga-Spielzeit nicht zugetraut. Doch eines ist klar: Wer „wie die Bienen“ ackert, der wird belohnt. Und das ist es, was die Roten Teufel zurzeit auszeichnet. Dieser Wille und der geschlossene Teamgeist, jeden Meter für den anderen zu gehen, macht die Mannschaft im Verbund stark. „Der Schlüssel zum Erfolg ist Kameradschaft und der Wille alles für den anderen zu geben“. Mit ihrer Einstellung wird die Mannschaft diesem Leitsatz aktuell mehr als gerecht. Das Unentschieden in Kiel fasste Terrence Boyd via 'social media' dann wie mit dem folgenden Wort zum Sonntag zusammen. „Hart erkämpften Punkt nehmen wa mit. Weiter geht der Lachs“.
Der Weg ist der richtige
Vier Punkte aus den ersten beiden Spielen, das ist ein mehr als zufriedenstellender Kontostand. Als frischgebackener Aufsteiger präsentieren sich die Roten Teufel bislang überzeugend. Dabei hat sich ein entscheidender Faktor in den ersten beiden Partien abgezeichnet: Die Mannschaft will. So wie gegen Kiel präsentierte sich der FCK bereits auch zum Saisonauftakt gegen Hannover spielstark und kämpferisch. Mit vier Treffern in zwei Spielen funktioniert auch die Offensive. Nennenswert ist dabei, dass alle vier Treffer von vier unterschiedlichen Spielern erzielt wurden. Schon in der vergangenen Saison boten die Lautrer genau diese Stärke, eine breitgefächerte Auswahl an Torschützen zu haben. Eine Stärke, die den FCK auch in dieser Spielzeit unberechenbarer machen könnte? Mit Sicherheit!
Aber auch die Defensive macht ihren Job seit Saisonbeginn souverän. Auch wenn die beiden Gegentreffer in Kiel durch individuelle Fehler bei Standards verursacht wurden, aus dem Spiel heraus ließ die Abwehrreihe so gut wie nichts zu. Die Mannschaft scheint sich der Schuster-Spielweise insgesamt gut angepasst zu haben, das Gesamtpaket stimmt. Eine wichtige Rolle spielt auch der Lautrer Anhang, der an diesem Wochenende mit rund 2.000 Fans die lange Reise in den hohen Norden angetreten hat, um die Roten Teufel zu pushen. „Ohne Lautern wär hier gar nichts los“, skandiete der Gästeblock nach dem Führungstreffer. Als „Rückenwind und Ansporn“ bezeichnete Dirk Schuster die abermals große Unterstützung von den Rängen. Die Euphorie hält beim FCK also weiter an.
In der anstehenden DFB-Pokal-Runde treffen die Betzebuben am kommenden Wochenende mit dem SC Freiburg auf eines der Topteams der ersten Liga. Doch sollte sich der FCK auch hier so kämpferisch und aufopferungsvoll präsentieren wie in den ersten beiden Ligaspielen, dann dürfte einer kleinen Pokalsensation doch eigentlich so gut wie nichts im Wege stehen. Denn wie heißt es so schön? Der Pokal hat seine eigenen Gesetze!
Betze Inside: Datenanalyse zu #KSVFCK
Wie schon beim Saisonauftakt gegen Hannover 96 fokussierte sich Dirk Schuster taktisch darauf, aus einer sicheren Defensive heraus Nadelstiche zu setzen. Die unterschiedlichen Spielanlagen [Grafik 1] beider Mannschaften lassen sich am ehesten anhand des Ballbesitzes, der Anzahl an gespielten Pässen sowie dem Anteil der langen Pässe ablesen. Dennoch ist auf Seiten des FCK (Anzahl der Schüsse oder Ballberührungen im Strafraum in Relation zum Ballbesitz) eine größere Zielstrebigkeit erkennbar. In der Summe kamen die Roten Teufel entsprechend zu mehreren Großchancen, ließen defensiv aus dem Spiel heraus jedoch kaum etwas zu. Die beide Gegentreffer nach einer Ecke waren Kiels einzige Schüsse aus das Tor von Andreas Luthe. Auch der xG-Plot [Grafik 2+3] zeigt, dass die Roten Teufel über 90 Minuten gesehen die qualitativ deutlich besseren Chancen hatten. Statistisch gesehen lag der Verlust von zwei Punkten nicht an einer schwachen Chancenverwertung, sondern mehr an der großen Effizienz der Kieler.
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Grafiken: Darstellung von Betze Inside (Instagram / Twitter)
Quelle: Treffpunkt Betze