Fußball-Drittligist SC Verl muss eine Woche vor dem Ligastart eine bittere Pille schlucken: Die Ostwestfalen dürfen ihre Heimspiele nicht in ihrer Sportclub Arena an der Poststraße austragen und sind zum Umzug gezwungen. Das entschied der Deutsche Fußballbund (DFB).
Deutscher Fussball Bund ( DFB )
-
-
Und die Entscheidung ist natürlich völlig überraschend.
Gut, eine Woche vor Saisonstart ist in der Tat ein äußerst ungünstiger und in meinen Augen trotz Pandemie unrichtiger Zeitpunkt, um hier entsprechende Mitteilungen an Vereine zu senden. Im Falle Verls muss man das aber dahingehend relativeren, dass deren Stadion gerade nicht den Anforderungen für die 3. Liga entspricht und das beim Verein auch bekannt war bzw. ist. Sich also darauf zu "verlassen", dass der "Corona-Spielbetrieb" auch dann noch fortgeführt wird, wenn die Inzidenzen und weitere Indikatoren von einer weitgehend normal-entspannten Lage zeugen, ist schon etwas ... ich nenne es mal fahrlässig.
Im Verhältnis dann auch noch zur allgemeinen Forderung nach Zuschauern erweckt die "Entrüstung" auf Seiten Verls bei mir dann eher das Gefühl von Planlosigkeit.
-
Grundsätzlich tauchen diese Stadionprobleme in den letzten Jahren aber auch gerade in der dritten Liga ziemlich häufig auf. Der DFB kann in diesem Fall sogar nicht mal groß was dafür, weil gewisse Dinge zu den Anforderungen schlicht gesetzlich vorgeschrieben sind. Zum Beispiel eben die Kapazität von 10.001 Zuschauern. Ausgenommen zweite Mannschaften, bei denen reichen 5.000.
Problematischer ist eher dieser riesige Unterschied bei den Anforderungen zwischen Regionalliga und dritter Liga. In der Regionalliga kannst du im Prinzip auf fast jeder besseren Bezirkssportanlage spielen. Da liegt die Mindestanforderung gerade mal bei 2500 Plätzen und in manchen Regionen braucht man noch nicht mal zwingend ein Flutlicht.
So blöd es sich anhört, aber da muss man sich gerade als kleinerer "Dorfverein" fast schon überlegen, ob man wirklich aufsteigen will, wenn man die nötige Infrastruktur nicht einfach so schnell herbeizaubern und finanzieren kann. Rödinghausen war so ein Beispiel, die 2019/20 auf den Aufstieg verzichtet haben, weil deren Stadion halt bei weitem nicht ausreicht.
Viktoria Berlin wird ja auch diese Saison in den Jahn-Sportpark umziehen müssen. Aber besonders krass finde ich die Situation beim TSV Havelse. Die müssen als kleiner Stadtteilsklub von Garbsen ihre Heimspiele nun im riesigen WM-Stadion von Hannover austragen. Also besonders prickelnd finde ich das rein aus Fansicht ja nicht, denn da wird man selbst mit Zuschauern wohl Geisterspielatmosphäre haben. Aber gut, kannste halt nix dran machen.
-
Natürlich kann man da etwas machen. Man kann der finanziellen Kurzsichtigkeit Einhalt gebieten.
Sicher gibt es logistische und infrastrukturelle Mindestanforderungen. Do die sollten einem Verein wie Viktoria Berlin nicht zum Sorgenfall werden wenn man aufsteigt.. In der Liga zu bleiben wird schwer genug und damit ist es finanziell weder nachhaltig noch sachlich angemessen so einem Verein in der ersten Saison das Messer an die Gurgel zu setzen. Damit entfernt man den Fußball nur von der Basis.
Eine Übergangsfrist von 2 Jahren wäre machbar und denkbar. Dazu braucht es aber flexiblere Denkweisen wie die von alten weissen Geldempfängern. Das sind Regeln zur Gewinnmaximierung, nicht für den Sport. Und selbst bei der Gewinnmaximierung ziehen sie nicht denn für die Übertragung und die Stimmung und die Außendarstellung kommt das Produkt besser weg wenn es authentisch ist. Havelse in der Arena von Hannover ist ein stimmungskillender Totengräber.
-
Möglich wäre es Maggo!
Aber beim aktuellen DFB, du schreibst es ja selbst, leider nicht.
-
In der Liga zu bleiben wird schwer genug und damit ist es finanziell weder nachhaltig noch sachlich angemessen so einem Verein in der ersten Saison das Messer an die Gurgel zu setzen. Damit entfernt man den Fußball nur von der Basis.
Das Kind ist doch sowieso schon lange in den Brunnen gefallen und die Entwicklung war seit Jahren absehbar. Wenn ich in der Vergangenheit mal mit Vertretern von Amateurklubs um die Ecke geredet habe und das Thema DFB auf den Tisch kam, dann kamen viele aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus. Eigentlich war keiner gut auf den Laden zu sprechen. Es gab vor Jahren auch mal eine Wochenserie im Kicker, in welcher damals schon über die Probleme der Amateurvereine aus den verschiedensten Bundesländern berichtet wurde. Da werden teilweise Auflagen vom DFB erteilt, bei denen man sich echt an den Kopf fasst.
Den DFB interessieren die Probleme der Basis schon seit Jahren Nullkommanull. Da wurden zwar immer große Werbekampagnen mit Symbolcharakter gestartet, mit so tollen Werbeslogans wie: "Unsere Amateure, echte Profis.", die Realität sieht aber anders aus. Corona war in der Hinsicht noch ein Brandbeschleuniger und hat so einige Missstände erst richtig ans Tageslicht gebracht. Ich erinnere nur mal an den monatelangen Streit mit den Drittligisten im Frühjahr 2020, als es um Fortsetzung oder Abbruch ging. Das war zum Schluss nur noch peinlich.
Das kommt halt davon, wenn man jahrelang in der Frankfurter DFB-Zentrale eher mit internen Machtkämpfen zu tun hat, sich lieber solche unfassbar kreativen Werbeslogans wie "Die Mannschaft" ausdenkt und sich immer weiter Gedanken um die völlige Eventisierung von Länder- und DFB-Pokalspielen macht, statt sich mal um die wirklichen Probleme zu kümmern.
Deshalb stimme ich auch zu, dass man was machen könnte, wenn irgendein Wille von Verbandsseite vorhanden wäre. Das sehe ich aber überhaupt nicht und ich bezweifle auch stark, dass sich beim DFB in der Hinsicht in den nächsten Jahren großartig was ändern wird.
-
Es hilft nur eines: Raus aus dieser Dreck-Pleiteliga
-
-
Aber der Herr Koch darf ja weiter machen - die Konstante. Und alle anderen gingen baden…. Fische / Köpfe / Gestank
-
Stark, wie Julian Nagelsmann bisher die Nationalmannschaft geformt hat. Man merkt, wie er sich mit seiner Aufgabe identifiziert. Er ist absolut der richtige Mann für diesen Posten.