Das Höllenfeuer neu entfacht: FCK-Jahresrückblick, Teil II
- Dirk
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Im gestrigen Teil unseres Jahresrückblicks haben wir uns mit der Talfahrt der Roten Teufel in der Rückrunde der vergangenen Saison beschäftigt. Bei allem Unmut, der in Teilen sicherlich auch berechtigt war, stand am Ende eine sorgenfreie Aufstiegssaison, die viele Konkurrenten gerne für sich in Anspruch genommen hätten. Dennoch bleiben in der Rückschau besorgniserrengende Zahlen und Statistiken: 34 von 102 möglichen Punkten, ein Punkteschnitt von 1,0 und mit insgesamt 61 Gegentoren die zweitschlechteste Defensive des Jahres 2023. Im heutigen zweiten Teil unserer Jahresrückschau blicken wir auf die Monate Juli bis Dezember 2023 zurück und betrachten vor allem aus sportlicher Sicht die Vorrunde des berühmten „zweiten Jahres“. Stimmung und Highlights waren auf dem Betze wie immer garantiert.
Juli 2023: Ein Prinz zum Verlieben
Händeringend suchte Thomas Hengen nach einer Alternative zu Terrence Boyd. Zu sehr waren die Roten Teufel im Sturmzentrum auf den Spieler des Jahres der Treffpunkt Betze-Leser angewiesen. Man wollte sich breiter aufstellen und für den Fall einer Formkrise oder einer Verletzung des Mittelstürmers gewappnet sein. Mit Ragnar Ache gelang es dem „Don“ schließlich, einen echten Unterschiedsspieler nach Kaiserslautern zu locken, und er sollte nicht enttäuscht werden. Schon bei seinem ersten Kurzeinsatz gegen den FC St. Pauli zeigte der Mittelstürmer, was in ihm steckt - so lernten die Fansihren „Krieger“ schnell lieben. Einziger Wermutstropfen des Tages war die 1:2-Auftaktniederlage gegen die Hanseaten. Aber was soll's? Nach nur einer Niederlage brennt in Kaiserslautern doch noch kein Baum - noch nicht!
August 2023: Die Rückkehr der Unschlagbaren
Das Gastspiel zur besten Sendezeit am Samstagabend auf Schalke hätte das erste Highlight der noch jungen Saison werden sollen. Leider wurde es zum Alptraum. Zuerst verfiel die komplette Hintermannschaft in einen kollektiven Tiefschlaf und zwang Andreas Luthe zu einer recht robusten Notbremse, die schließlich mit einem Platzverweis geahndet wurde. Dann sah Boris Tomiak seine zweite Gelbe Karte und in doppelter Überzahl gelang es den an diesem Abend völlig überfordert wirkenden Schalkern sogar, die Mannschaft von Dirk Schuster zu besiegen. Mit null Punkten aus zwei Spielen ging es in die erste Runde des DFB-Pokals und eine bedrohliche Stimmung machte sich breit. Nach dem Pflichtsieg in Koblenz folgte das richtungsweisende Punktspieldebüt gegen Elversberg. Eine weitere Niederlage hätte das Fass wohl schon früh in der Saison zum Überlaufen gebracht. Doch die Roten Teufel hielten dem Druck stand. Einem 3:2 gegen die Saarländer folgte ein Auswärtssieg in Paderborn. Und mit den Neuzugängen Nicola Soldo und Afeez Aremu sollte auch die Abwehr endlich stabilisiert werden.
September 2023: Ein wilder Ritt nach oben
Schorle oder Ur-Pils, Pferdefrikadelle oder Teufelswurst, Westkurve oder Südtribüne? Alles Schnulli-Bulli, auf dem Betzenberg gab es im September nur die eine, alles beherrschende Frage: Krahl oder Luthe! Nach Ablauf der Rotsperre des Altmeisters war die Spannung groß, welcher Torhüter den Vorzug erhalten würde. Ganz untypisch für Dirk Schuster fiel die Wahl auf den jungen Keeper, der sich bis dahin als zuverlässiger Ersatzmann ausgezeichnet hatte. Mit ihm im Tor setzten die Roten Teufel plötzlich zum Höhenflug an. Die Heimspiele gegen Nürnberg und Rostock wurden gewonnen, von den Auswärtsspielen in Karlsruhe und Osnabrück wurde jeweils ein Punkt mit in die Pfalz gebracht. Mit breiter Brust marschierte der FCK von Aufgabe zu Aufgabe und machte in der Tabelle Platz um Platz gut. Wurde noch vor wenigen Wochen in den sozialen Medien der sichere Untergang prophezeit, war nun (mal wieder) allen klar: Dieser FCK ist fast nicht mehr aufzuhalten!
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Oktober 2023: Ein Spitzenteam, eine Flasche und ein Absturz
Der 9. Spieltag wurde mit einem absoluten Topspiel eröffnet. Der FCK empfing Hannover 96 und dem Sieger winkte für eine Nacht der Platz an der Sonne. Der neue Tabellenführer hieß an diesem Abend natürlich Kaiserslautern und die Roten Teufel waren endgültig im Kreis der Spitzenmannschaften angekommen. Mit breiter Brust reiste der Lautrer Tross zum nächsten Saisonhighlight nach Düsseldorf - und bekam dort eine harte Lektion in Sachen Cleverness erteilt. Ohne zu wissen, warum, lagen die Männer von Dirk Schuster nach nur einer halben Stunde mit 3:0 in Front. Allerdings wurde der letzte Treffer von Marlon Ritter zum symbolischen Wendepunkt im Saisonverlauf der Männer in Rot. Beim gemeinsamen Torjubel auf dem Spielfeld wurde Ragnar Ache von einem Flaschenwerfer, der vermutlich erst wenige Volltreffer in seinem bisherigen Leben vollbracht hat, am Kopf getroffen. Fatalerweise entschieden sich die Verantwortlichen das Spiel fortzusetzen, Ache verletzte sich nur wenige Minuten später am Sprunggelenk und der unaufhaltsame FCK-Lauf fand sein Ende. Ab diesem Moment setzte eine tabellarische Talfahrt ein, die selbst die ältesten Roten Teufel noch kaum erlebt hatten.
November 2023: Schusters Ende
Wenigstens der DFB-Pokal sorgte in der dunklen Jahreszeit für etwas gute Laune auf dem Betzenberg. Die in der Bundesliga stark schwächelnden Kölner wurden in der zweiten Runde zwar etwas glücklich, aber letztlich verdient mit 3:2 besiegt, zudem bescherte die Losfee der Mannschaft von Dirk Schuster mit dem 1. FC Nürnberg ein weiteres Duell auf Augenhöhe im Kampf um den Einzug ins Viertelfinale. In der Liga konnten die Roten Teufel die Herzen ihrer Fans allerdings immer weniger erwärmen. Der Heimniederlage gegen Fürth folgte eine weitere Klatsche in Wiesbaden und spätestens die 0:3-Pleite gegen Holstein Kiel brachte das Fass zum Überlaufen. Thomas Hengen schob die Misserfolgsserie auf seinen Trainer und entschied sich zu einem äußerst fragwürdigen Zeitpunkt, seinen Cheftrainer samt Co vor die Tür zu setzen. Mit einer Interimslösung sollte beim Auswärtsspiel in Magdeburg zunächst die Wende geschafft werden.
Dezember 2023: Alles wird gut – hoffentlich!
Der Ausflug in die MDCC-Arena verlief aber auch ohne Schuster so erfolgreich wie fast immer. Nach einer äußerst dürftigen Vorstellung kassierten die Roten Teufel eine 1:4-Klatsche und es war klar, dass auf den neuen starken Mann an der Seitenlinie viel Arbeit zukommen würde. Nach den Absagen von Enrico Maaßen, Michael Wimmer und dem Vernehmen nach auch Miro Klose wurde Dimitrios Grammozis von Thomas Hengen als neuer Trainer vorgestellt. Die Präsentation einer Wunschlösung hätte wohl anders ausgesehen. Dennoch ging der ehemalige Lautrer Mittelfeldspieler hochmotiviert an seine neue Aufgabe und schaffte es zumindest im Pokalspiel gegen den 1. FC Nürnberg, seiner Mannschaft die berühmten Betzetugenden näher zu bringen. Der Sieg gegen den Club und der damit verbundene Einzug ins Viertelfinale des DFB-Pokals sollte jedoch nur ein Strohfeuer sein. Ein äußerst unglücklicher Spielverlauf im letzten Heimspiel des Jahres gegen Hertha BSC Berlin und eine weitere indiskutable (Nicht-)Leistung in Braunschweig spülten den FCK an den Rand der Abstiegsplätze.
Ab jetzt kann es eigentlich nur noch aufwärts gehen. Auf ein gutes neues Jahr!
Quelle: Treffpunkt Betze