Weltweit auf Platz vier: Die FCK-Momente 2023

Fotos: Andreas Leiner

Oberflächlich betrachtet gleicht die Formkurve des 1. FC Kaiserslautern im Kalenderjahr 2023 eher einer Geraden. Von links oben nach rechts unten. Doch so einfach ist es nicht. Der FCK war wieder einmal mehr Garant für eine Achterbahnfahrt. Zu Beginn des Jahres schien der Durchmarsch möglich, dann folgte Tristesse im Mittelmaß, gefolgt von einem fulminanten ersten Saisonviertel, das sogar kurzzeitig die Tabellenführung einbrachte, bevor der Absturz bis an den Rand der Abstiegszone begann. Doch ist diese Momentaufnahme Realität oder nur die Talsohle vor dem nächsten Gipfelsturm? Fragen über Fragen, auf die wir wohl auch in diesem zweiteiligen Jahresrückblick keine Antworten finden werden. In einer Statistik sind die Roten Teufel immerhin ganz weit vorne: 43.016 Zuschauer pilgerten im Schnitt auf den Betzenberg. Damit belegt der FCK den vierten Platz in der weltweiten Besuchertabelle aller zweiten Ligen. Und damit zum ersten Teil unseres Jahresrückblicks mit den Monaten Januar bis Juni.

Januar 2023: Der Zug, der Zug, der Zug hat keine Bremse!


Wie in jedem Jahr begann unmittelbar nach den Silvesterfeierlichkeiten das große Treiben auf dem Transfermarkt. Für Don Hengen und Dirk Schuster hieß das im Januar 2023 endlich den Wunschtransfer einzutüten. So wechselte Nicolai Rapp, als "Sechser" mit reichlich Vorschusslorbeeren ausgestattet, auf Leihbasis von Werder Bremen zum FCK. Gleichzeitig konnten die Arbeitspapiere von Marlon Ritter und Boris Tomiak verlängert werden, während Maximilian Hippe, Anas Bakhat, Muhammed Kiprit und René Klingenburg eine Luftveränderung nahegelegt wurde. Das Sahnehäubchen zu Beginn des Jahres waren jedoch 8.000 Fans und eine grandios aufspielende FCK-Mannschaft beim Rückrundenauftakt in Hannover. Und spätestens mit dem Last-Minute-Transfer von Nicolas de Préville stellte sich die Frage: Wer will diesen FCK noch stoppen? Eine Frage, die sich im Laufe des Kalenderjahres übrigens noch öfter stellte, aber zum Leidwesen vieler immer relativ schnell beantwortet wurde.

Februar 2023: Laut(r)er Frust breitet sich aus


Philipp Herchers 3:1 im Niedersachsenstadion sollte nämlich nicht nur bis zum Auswärtsspiel in Nürnberg, das allerdings erst für Mitte Mai terminiert war, das letzte Fernschusstor der Roten Teufel in dieser Saison sein - es war auch das für den gleichen Zeitraum letzte Auswärtstor überhaupt. Die bis dahin erfolgreichste Mannschaft auf fremden Plätzen verlor ihre Selbstverständlichkeit, mit der sie bis dahin von Auswärtssieg zu Auswärtssieg marschiert war und rund um den Betzenberg Euphorie und Träume von einer möglichen Rückkehr in die Bundesliga entfacht hatte. Die Spiele beim FC St. Pauli und in Paderborn holten auch die größten Optimisten auf den Boden der Tatsachen zurück, und wie es in Kaiserslautern so üblich ist, machte sich erstmals seit langer Zeit wieder etwas Frust breit. Langweiliges Mittelmaß mit einem ungefährdeten Klassenerhalt reicht eben nicht. Entweder man ist im Freudentaumel oder zu Tode betrübt - dazwischen gibt es beim FCK leider nichts.

März 2023: Der FCK hält an der 40-Punkte-Marke fest


Seit den Aufstiegsfeierlichkeiten nach den beiden Relegationsspielen gegen Dynamo Dresden wurde in Kaiserslautern die 40-Punkte-Marke als großes Ziel für die erste Zweitligasaison nach vier Jahren Drittligatristesse ausgegeben. Ein Ziel, das für einen Aufsteiger verständlich ist, das aber auch eine Mannschaft lähmen kann, wenn es trotz einer hervorragenden Entwicklung nicht korrigiert wird. Trotz der plötzlichen Auswärtsschwäche des FCK standen die Roten Teufel nach dem Heimsieg gegen Fürth mit 38 Punkten kurz vor dem Klassenerhalt, was Dirk Schuster aber nicht von seinem gebetsmühlenartigen 40-Punkte-Vortrag abbringen konnte. Ein Thema, das den gesamten März in Kaiserslautern bestimmen sollte. Mit einem 2:2 gegen den späteren Absteiger Sandhausen und dem fulminanten Last-Minute-Ausgleich gegen den späteren Meister aus Heidenheim wurde der berühmte Bock umgestoßen und die magische Punktegrenze endlich geknackt.


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April 2023: Ein „Dreier“ für Betze-Herzen


Nach der obligatorischen Auswärtspleite in Braunschweig stand im April eines der Spiele an, auf das man sich nach der feststehenden Rückkehr in die zweite Liga so gefreut hatte. Der Hamburger SV gab sich im Fritz-Walter-Stadion die Ehre, was die Lautrer Fans dazu veranlasste, diesen Spieltag zum „Tag der Tradition“ zu erklären. Vor ausverkauftem Haus und einem grandiosen Rahmenprogramm wurde dem ewigen Aufstiegsfavoriten aus Hamburg die Laune gründlich verdorben und die dringend benötigten Punkte gingen nicht in den Norden, sondern blieben in Kaiserslautern. Es sollte der letzte Saisonsieg der Roten Teufel bleiben, der dafür umso eindrucksvoller zu Stande kam. Auch wenn das trostlose Unentschieden in Regensburg und vor allem die Heimniederlage gegen Rostock absolut vermeidbar waren, konnten die Fans der Roten Teufel insgesamt zufrieden auf den bisherigen Saisonverlauf und den sicheren Klassenerhalt zurückblicken.

Mai 2023: Die Heimkehr der Helden


Im Mai jährte sich zum 25. Mal eine der größten Sensationen des deutschen Fußballs. Und mittendrin war natürlich der 1. FC Kaiserslautern. In der Saison 1997/98 marschierte das Team von Otto Rehhagel als Aufsteiger zur Deutschen Meisterschaft und bewies damit, dass in der Pfalz auch mal das Unmögliche möglich ist. Vor dem Heimspiel gegen Arminia Bielefeld wurden die Helden von damals auf dem Betzenberg empfangen und von den Fans gefeiert. Angeführt von König Otto persönlich folgten auch Spieler wie Marian Hristov, Pavel Kuka oder Miro Kadlec der Einladung zu diesem besonderen Event. Für die Mannschaft von Dirk Schuster hielten sich die Feierlichkeiten in diesem Monat jedoch in Grenzen. Lediglich beim 3:3 in Nürnberg wurde das Punktekonto der Roten Teufel noch einmal etwas aufgefüllt, bevor der FCK mit drei Niederlagen in Folge in die Sommerpause taumelte.

Juni 2023: Aufgalopp in Übersee


Mitte Juni war es wieder soweit: Trainer Dirk Schuster scharte seine Mannschaft um sich und bat zum Tanz. Der FCK-Tross absolvierte sein Sommertrainingslager in den Vereinigten Staaten und konnte so auch die Marke „FCK“ in Übersee ein wenig vermarkten. Durch die Nähe zum größten US-Militärstützpunkt außerhalb der USA in Ramstein verfügen die Roten Teufel ohnehin über eine bestehende Fanbase in den Staaten. Mit auf die Reise gingen auch die ersten Neuzugänge des 1. FC Kaiserslautern. Vom Absteiger aus Regensburg wechselte Innenverteidiger Jan Elvedi in die Pfalz und mit Tymoteusz Puchacz wurde ein „Bad Boy“ mit Betze-Mentalität vom Bundesligisten und Champions-League-Teilnehmer Union Berlin ausgeliehen. Weitere Neuzugänge sollten noch folgen - zumal Abgänge wie Robin Bormuth, Nicolas de Préville, Dominik Schad oder Nicolai Rapp kompensiert werden mussten.


Der zweite Teil unseres Jahres-Rückblicks mit den Monaten Juli bis Dezember erscheint am morgigen Mittwoch.


Quelle: Treffpunkt Betze


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Antworten 1

  • Diskussionsthema zum Artikel: Das Höllenfeuer neu entfacht: FCK-Jahresrückblick, Teil II


    Das Höllenfeuer neu entfacht: FCK-Jahresrückblick, Teil II

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    Im gestrigen Teil unseres Jahresrückblicks haben wir uns mit der Talfahrt der Roten Teufel in der Rückrunde der vergangenen Saison beschäftigt. Bei allem Unmut, der in Teilen sicherlich auch berechtigt war, stand am Ende eine sorgenfreie Aufstiegssaison, die viele Konkurrenten gerne für sich in Anspruch genommen hätten. Dennoch bleiben in der Rückschau besorgniserrengende Zahlen und Statistiken: 34 von 102 möglichen Punkten, ein Punkteschnitt von 1,0 und mit insgesamt 61 Gegentoren die zweitschlechteste Defensive des Jahres 2023. Im heutigen zweiten Teil unserer Jahresrückschau blicken wir auf die Monate Juli bis Dezember 2023 zurück und betrachten vor allem aus sportlicher Sicht die Vorrunde des berühmten „zweiten Jahres“. Stimmung und Highlights waren auf dem Betze wie immer garantiert.

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    Oktober 2023: Ein Spitzenteam, eine Flasche und ein Absturz


    Der 9. Spieltag wurde mit einem absoluten Topspiel eröffnet. Der FCK empfing Hannover 96 und dem Sieger winkte für eine Nacht der Platz an der Sonne. Der neue Tabellenführer hieß an diesem Abend natürlich Kaiserslautern und die Roten Teufel waren endgültig im Kreis der Spitzenmannschaften angekommen. Mit breiter Brust reiste der Lautrer Tross zum nächsten Saisonhighlight nach Düsseldorf - und bekam dort eine harte Lektion in Sachen Cleverness erteilt. Ohne zu wissen, warum, lagen die Männer von Dirk Schuster nach nur einer halben Stunde mit 3:0 in Front. Allerdings wurde der letzte Treffer von Marlon Ritter zum symbolischen Wendepunkt im Saisonverlauf der Männer in Rot. Beim gemeinsamen Torjubel auf dem Spielfeld wurde Ragnar Ache von einem Flaschenwerfer, der vermutlich erst wenige Volltreffer in seinem bisherigen Leben vollbracht hat, am Kopf getroffen. Fatalerweise entschieden sich die Verantwortlichen das Spiel fortzusetzen, Ache verletzte sich nur wenige Minuten später am Sprunggelenk und der unaufhaltsame FCK-Lauf fand sein Ende. Ab diesem Moment setzte eine tabellarische Talfahrt ein, die selbst die ältesten Roten Teufel noch kaum erlebt hatten.

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    Der Ausflug in die MDCC-Arena verlief aber auch ohne Schuster so erfolgreich wie fast immer. Nach einer äußerst dürftigen Vorstellung kassierten die Roten Teufel eine 1:4-Klatsche und es war klar, dass auf den neuen starken Mann an der Seitenlinie viel Arbeit zukommen würde. Nach den Absagen von Enrico Maaßen, Michael Wimmer und dem Vernehmen nach auch Miro Klose wurde Dimitrios Grammozis von Thomas Hengen als neuer Trainer vorgestellt. Die Präsentation einer Wunschlösung hätte wohl anders ausgesehen. Dennoch ging der ehemalige Lautrer Mittelfeldspieler hochmotiviert an seine neue Aufgabe und schaffte es zumindest im Pokalspiel gegen den 1. FC Nürnberg, seiner Mannschaft die berühmten Betzetugenden näher zu bringen. Der Sieg gegen den Club und der damit verbundene Einzug ins Viertelfinale des DFB-Pokals sollte jedoch nur ein Strohfeuer sein. Ein äußerst unglücklicher Spielverlauf im letzten Heimspiel des Jahres gegen Hertha BSC Berlin und eine weitere indiskutable (Nicht-)Leistung in Braunschweig spülten den FCK an den Rand der Abstiegsplätze.


    Ab jetzt kann es eigentlich nur noch aufwärts gehen. Auf ein gutes neues Jahr!

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