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FRÜHES 2:0 - Cedrick Makiadi (Zweiter von rechts) köpft in der 14. Minute das 2:0 für den SC Freiburg gegen den 1. FC Kaiserslautern. Konstantinos Fortounis prallt an den Pfosten. (foto: kunz)
Bundesliga-Schlusslicht 1. FC Kaiserslautern verliert auch unter Trainer Balakov weiter. Der SC Freiburg macht das 2:0 im Kellerduell nach zwei FCK-Patzern in der ersten Viertelstunde klar.
Verpatzte Premiere für Krassimir Balakov: Die Chancen des 1. FC Kaiserslautern, sich doch in der Fußball-Bundesliga zu halten, tendieren gegen null. Auch das erste Spiel unter dem neuen Trainer Balakov verloren die wieder zu harmlosen Lauterer. Im Kellerduell beim SC Freiburg gab's gestern ein 0:2 (0:2). 17 Spiele ohne FCK-Sieg - desaströs.
Schlimmer hätten die ersten Minuten als Bundesligatrainer für Balakov nicht sein können. Im feinen Zwirn musste der ehemalige Erstliga-Topspieler mit ansehen, wie die Mannschaft von Jeansträger Christian Streich schon in der achten Minute in Führung ging. Wieder einmal leistete sich FCK-Innenverteidiger Rodnei einen brutalen Patzer: Beim Aufbauversuch schoss der Brasilianer SC-Angreifer Sebastian Freis an den Kopf; den Abpraller nutzte Karim Guédé zum 1:0.
Das 2:0 nur sechs Minuten später versetzte Balakov den nächsten Schlag in die Magengrube. Diesmal patzte Tobias Sippel. Der FCK-Torwart griff an der ersten SC-Ecke vorbei: Cedrick Makiadi traf per Kopf (14.). „Ein Stellungsfehler”, sagte Balakov. Auch das 4-1-4-1-System des 45-Jährigen erwies sich bei den keineswegs fehlerfreien Freiburgern mit diesem Personal als untauglich, nachdrücklich echte Torgefahr zu entfachen. Julian Derstroff war als einzige Spitze überfordert. Von seinen Kollegen allein gelassen, mühte sich der 20-Jährige redlich, rieb sich aber in vielen schließlich wenig zielführenden Zweikämpfen auf.
Aus dem Mittelfeldzentrum kam von Pierre De Wit und Christian Tiffert keine Unterstützung. Auf den Außenbahnen probierten Olcay Sahan und Konstantinos Fortounis zwar manches. Aber mehr als Alibi-Angriffe und Fehlpässe im entscheidenden letzten Viertel des Spielfelds kamen nicht dabei heraus - Qualität und Effizienz fehlten erneut. Trotz aller Gespräche Balakovs seit seinem Amtsantritt am Donnerstag: Richtig mutiges Angriffsspiel sieht anders aus. Zumal die Freiburger nach ihrem Anfangselan deutlich nachließen.
Derstroffs und Fortounis' Nominierungen waren zwei von vier Änderungen, die Balakov gegenüber der Startelf vorgenommen hat, die der am Dienstag entlassene Marco Kurz gegen Schalke 04 ins 1:4 verlorene Rennen geschickt hatte. Der nicht fehlerfreie Anthar Yahia verteidigte für den verletzten Mathias Abel; Alexander Bugera machte sein erstes Spiel nach seiner Fußprellung. Sein Freistoß (71.) genau auf den sicheren SC-Torwart Oliver Baumann war ebenso Ausdruck kollektiver Harm- und Hilflosigkeit wie der Sahan-Versuch (80.) und die Riesenchance Derstroffs, der freistehend an Baumann scheiterte (37.). Immerhin rackerten Derstroff und vor allem Florian Dick redlich. Aber auch bei Derstroffs zweiter guter Möglichkeit reagierte der SC-Torwart prima (48.).
Die Freiburger, nach der Hinrunde Letzter und designierter Absteiger, setzten ihren sensationellen Lauf auch gestern fort. Joker Stefan Reisinger hatte bei seinem Pfostentreffer Pech (76.). SC-Trainer Streich betonte mit Blick auf die tolle Kulisse und die Freiburger Feierstimmung: „Dieses Spiel haben die Menschen gewonnen, die auf der Tribüne gesessen und uns unsere Rhythmusfehler verziehen haben.” Balakov sagte: „Es wird sehr, sehr schwer. Aber wir werden bis zum Schluss kämpfen.”
SC Freiburg: Baumann - Mujdza, Diagné (46. Krmas), Ginter, Sorg - Makiadi, Schuster - Schmid, Caligiuri (60. Jendrisek) - Freis, Guédé (72. Reisinger)
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Yahia, Rodnei, Bugera - Borysiuk - Sahan, De Wit (72. Swierczok), Tiffert, Fortounis (77. Shechter) - Derstroff
Tore: 1:0 Guédé (8.), 2:0 Makiadi (14.) - Gelbe Karten: Daigné (2), Freis (2) - Borysiuk - Beste Spieler: Mujdza, Makiadi, Guédé - Dick - Zuschauer: 24.000 (ausverkauft) - Schiedsrichter: Meyer (Burgdorf).
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„Rückstand war tödlich”
Neuer Trainer, altes Leid - der 1. FC Kaiserslautern kassiert naiv Gegentore und ist zu harmlos, um Spiele zu drehen. Krassimir Balakov will aber noch nicht aufgeben und beschwört den Lauterer Kampfgeist.
Leere Blicke, lange Gesichter, Durchhalteparolen und jede Menge Frust: Nach dem 0:2 (0:2) im Bundesliga-Kellerduell beim SC Freiburg herrschte im Lager des 1. FC Kaiserslautern Endzeitstimmung. Der Abstand zum Relegationsplatz beträgt sieben Spieltage vor Saisonschluss sieben Punkte. Nach dem Trainerwechsel ist es wie vor dem Trainerwechsel - die Roten Teufel fangen sich naiv Gegentore, sind zu harmlos, um Rückstände wettzumachen. Sie haben das Siegen verlernt!
„Einen ganz dummen Fehler” nannte der neue FCK-Coach Krassimir Balakov den Aussetzer Rodneis vor dem 0:1. „Einen Stellungsfehler beim Eckball” lastete Balakov Tobias Sippel an. Dessen Blindflug nach Schuster-Ecke verwertete Makiadi zum 2:0 . „Ich habe dann aber auch etwas Positives gesehen, die Mannschaft hat Moral gezeigt”, sagte Balakov missglücktem Einstand.
„Wir hatten uns mit dem neuen Trainer etwas vorgenommen, sind durch individuelle Fehler schnell mit 0:2 in Rückstand geraten. Wir sind ganz unten - was wollen wir da erzählen, wenn die Taten fehlen”, meinte Olcay Sahan, der viel lief, aber wenig leistete: „2:0 nach 14 Minuten, da war schon alles im Arsch!”
Torhüter Tobias Sippel reklamierte, vor dem 0:2 vom Freiburger Freis festgehalten worden zu sein. Der Lauterer Schlussmann räumte aber auch ein, „wir spielen Bundesliga, da muss ich mich wehren, da muss ich mich durchsetzen”. Dennoch mag der 24-Jährige noch nicht das Handtuch werfen: „Wir haben jetzt zwei Heimspiele - da müssen wir den Ball eben auch mal über die Linie bringen ...”
„Du darfst in solch einem Spiel nicht in Rückstand geraten! Das war tödlich”, sah FCK-Kapitän Christian Tiffert in dem Doppelschlag in der 8. und 14. Minute den K. o. Die Mannschaft habe den Schock wohl verdaut, versucht Fußball zu spielen, aber Qualität und Durchschlagskraft habe wie so oft gefehlt. „Ich möchte niemand die Schuld geben. Wir alle haben in dieser Saison Fehler gemacht, immer ein, zwei zu viel. Es hat nicht sein müssen, hier in Rückstand zu geraten”, sagte Tiffert.
„Wir haben uns wieder durch individuelle Fehler selbst geschlagen”, haderte Florian Dick: „Leider war unser Plan nach wenigen Minuten über den Haufen geworfen.” Sein neuer Trainer setzt in der Woche vor dem HSV-Spiel auf Gespräche und Arbeit. „Wir müssen die Stellungsfehler und die individuellen Fehler ausmerzen”, erkannte Balakov, der bei seiner Aufstellung durch den Ausfall von Abel, Simunek und Wagner improvisieren musste. Egal: Einer patzt immer!
ENTTÄUSCHT - Trainer Krassimir Balakov (links) und Jakub Swierczok vom 1. FC Kaiserslautern. (foto: kunz)
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ANSTOSS
Fehlstart
Der neue FCK-Trainer Balakov scheint ratlos, ist aber noch nicht hoffnungslos.
VON HORST KONZOK & CHRISTINE KAMM
Am Ende seiner Amtszeit als Trainer des 1. FC Kaiserslautern wirkte Marco Kurz öfter ratlos. Kein Wunder bei einer derartigen Misserfolgsserie, die sich unter seinem Nachfolger Krassimir Balakov auf 17 Spiele ohne Sieg fortsetzte. Nach seinem deprimierenden Einstand als FCK-Coach, nach dem desillusionierenden 0:2 beim SC Freiburg, schien auch Balakov auf der Suche nach dem Ausweg aus der Sackgasse ziemlich ratlos, wenngleich der Bulgare das Prinzip Hoffnung bemühte. Der knapp 46 Jahre alte Fußballlehrer, selbst ein begnadeter Spieler, weiß, was die Lauterer Fan-Seele erwartet: Kampf, Herzblut, Leidenschaft. „Im Fußball fällt es schwer, Versprechungen zu machen. Ich habe in den ersten Gesprächen mit Fans aber erkannt, dass das keine Träumer, sondern Realisten sind. Alle wissen, wie schwer es wird. Aber sie erwarten, dass wir kämpfen. Und das werden wir tun”, versicherte Balakov nach der bitteren Einstandsniederlage, die durch zwei kapitale Böcke, die Rodnei und Sippel schossen, schon nach 14 Minuten besiegelt war. Jetzt kommen zwei Heimspiele gegen den HSV und Hoffenheim - zwei Endspiele, zwei Hoffnungsläufe!
Den fürs Gemüt so ungemein wichtigen „Dreier” feierte die Berliner Hertha dafür gestern ausgerechnet bei den eigentlich - mittlerweile wieder - heimstarken Mainzern. Die Mannschaft, die Otto Rehhagel, Kaiserslauterns Meistertrainer einer längst vergangenen Zeit, ans rettende Ufer führen soll, hat sichtlich aufgeatmet. In der Anfangsphase hatten die Berliner, die im fünften Spiel unter Rehhagel in der fünften Formation aufliefen, das Glück der Tüchtigen. Mainz 05 hätte führen müssen, aber das Einzige, was in der Coface Arena nach einer Viertelstunde lautstark gefeiert wurde, war das 2:0 Freiburgs. Die Berliner begannen Morgenluft zu wittern. Sie sollten an sich glauben und über Konter zum Erfolg kommen. Das ist ihnen mehr als gut gelungen. Selten haben die „Nullfünfer” so hinterherlaufen müssen. Angestachelt fühlten die Berliner sich übrigens vom Augsburger Matthias Ostrzolek, der in der Vorwoche noch mächtig sauer auf den Mainzer Mohamed Zidan nach dessen Knie-Tritt Richtung Weichteile des Gegners war. Dass das alles ein paar Tage später nicht mehr schlimm war, weil Zidan gegen Berlin auf dem Platz dann doch besser für Augsburg ist, ja, das ist in der Hauptstadt nicht gut angekommen.
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau