ZitatAlles anzeigenNach Krisensitzung Chance zur Wiedergutmachung für Mannschaft und Trainer – „Foda raus“-Rufe treffen den FCK-Coach
Langer Abend auf dem Betzenberg, Redebedarf beim schwer blamierten Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern. Die 0:4 (0:1)-Schlappe beim VfR Aalen hat die Roten Teufel in eine Sinnkrise gestürzt. Die Mannschaft versagte, Trainer Franco Foda ist zur Zielscheibe massiver Kritik geworden. „Es geht nur um den FCK, es geht gegen Cottbus um Wiedergutmachung“, erklärte Vereinschef Stefan Kuntz nach intensivem Durchleuchten des Desasters.
„Wir alle haben festgestellt, dass das ein peinlicher Auftritt war. Alle haben das Recht auf Wiedergutmachung“, erklärte Kuntz gestern nach einer Sitzung mit Trainer und Mannschaft. Alle, das heißt auch Franco Foda, dessen Rauswurf erboste Fans schon am Samstag in der Scholz-Arena forderten, als die Lauterer filetiert wurden.
„Foda raus“, hallte es aus dem Block der wohl 3000 Lauterer. „Gerry“ Ehrmann, das Idol, beruhigte, als der Zaun eingedrückt zu werden drohte.
„Mo hat das Spiel verloren. Der Trainer hat ihm nicht gesagt, dass er den Ellenbogencheck ansetzen soll“, sagte Kuntz nach der Vorführung.
Der Platzverweis, den sich Idrissou in der 43. Minute – 60 Sekunden nach dem 0:1 – einhandelte, war die Krönung seines undisziplinierten, unterirdischen Auftritts.
Zwei, drei Spiele Sperre werden wohl folgen. „Wir dürfen aber auch in Unterzahl nie so auseinanderbrechen wie in der zweiten Halbzeit“, kritisierte der FCK-Chef. „Es geht nur um den FCK. Alle Egoismen haben hinter den Interessen des FCK zu stehen. Es geht nächsten Montag nur um Wiedergutmachung – für alle. Der viel zitierte Teamgeist steht jetzt auf dem Prüfstand“, erklärte Kuntz.
„Wir sind der FCK“ heißt der Leitsatz, der den FCK durch diese Saison führen soll. Ein FCK war in Aalen nicht zu sehen. Das war eine schön verpackte Mogelpackung in Rot, die den Anhang quälte! „Samstag, 13 Uhr: 1. FC Köln - SV Sandhausen. Ab 15.30 Uhr Fußball“, stand vor Wochenfrist auf einem Plakat vor einer Kölner Kölsch-Kneipe. Der Spruch traf auf den Lauterer Auftritt zu. Bitter für die Fans, die am Samstag auf dem Heimweg an der Sinsheimer Arena vorbei rollten. Da wurde zu der Zeit Fußball gespielt. Bundesliga-Fußball
„Ich trage die Verantwortung“, sagte Franco Foda, den die „Foda raus“-Rufe tief trafen. Er hatte die gegen Aue erfolgreiche Formation, die er – völlig überzogen – über den grünen Klee gelobt hatte, personell und taktisch umgebaut. 4-2-3-1 satt 4-4-2, Marcel Gaus statt Andrew Wooten auf links, Kostas Fortounis als Mann hinter dem Ein-Mann-Sturm, deshalb Simon Zoller nur auf der Bank, Markus Karl statt Ariel Borysiuk als zweiter Sechser. Funktioniert hat nichts! Gar nichts!
Woran es lag, vermochte Karl nicht zu erklären. In der ersten Halbzeit sei der erste Pass meist noch angekommen, „dann haben wir ganz einfache Ballverluste gehabt“. Klar, er kämpfte. Aber auch er trug zur Fehlpassorgie bei, dann lief er einmal wie ein Jogger an der Torauslinie hinter Junglas her – symptomatisch für den herzlosen Auftritt einer Mannschaft, die eineinhalb Chancen hatte und nach der Pause nur noch desolat war.
Die jungen Innenverteidiger Orban und Heintz, die anfangs gut standen, verloren die Orientierung, Chris Löwe rannte nach seinem Eigentor nur noch vogelwild umher. Das Mittelfeld – mit und ohne Alexander Ring ein Torso, flügellos, kopflos. Fortounis wurde mit seinem schlampigen Spiel zum Auslöser mancher Konter.
„Wir waren von Anfang an nicht im Spiel, haben mit dem Schiedsrichter diskutiert, anstatt uns auf unser Spiel zu konzentrieren. Wir haben so ziemlich alles falsch gemacht. Das muss man deutlich ansprechen“, forderte Florian Dick, der nicht gut spielte, aber trotz schmerzhafter Blessur ackerte. „Das Gras umpflügen“ wollte Kollege Karl vorher. Es sah aber eher so aus, als wolle der FCK ernten, ohne gesät zu haben.
Dick, am Samstag ein Kapitän ohne Mannschaft, versteht die Fans, die die Spieler nach der Partie wüst beschimpft hatten. „Sie fahren auswärts mit, wollen drei Punkte.“ In der Pause habe sich das Team viel vorgenommen, versicherte Karl geknickt. „Direkt mit dem ersten Angriff kam dann das nächste Gegentor. Alle waren kaputt im Kopf, die Beine haben nicht weitergetragen“, erklärte er.
„Die Rote Karte hat uns in die Karten gespielt“, sagte Aalens Trainer Stefan Ruthenbeck nach dem Favoritensturz. „Dass wir technisch ganz gut sind, sollte man wissen “, fügte er an. Das klang nach Seitenhieb. Der fünfte Nadelstich.
DIE RHEINPFALZ
Pfälzische Volkszeitung