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Mit katastrophalem Fehler leitet Karim Matmour das bittere 0:1 gegen den SC Paderborn ein – Wurtz trifft
Und die unsägliche Weihnachtsgeschichte wiederholt sich doch: Der Ergebnisfluch von 2012 erlebt seine exakte Wiederholung. Beim 0:1 (0:0) gegen den SC Paderborn kassierte der ambitionierte Fußball-Zweitligist 1. FC Kaiserslautern gestern Abend seine dritte Niederlage in Serie, die zweite in Folge auf dem Betzenberg.
„Wir können alle stolz auf unsere Jungs sein, wir haben erstmals in der Vereinsgeschichte gegen Kaiserslautern gewonnen, erstmals in Kaiserslautern ein Tor geschossen“, frohlockte André Breitenreiter, der Trainer der Paderborner, die nun nur zwei Zähler weniger als die Lauterer haben.Geschlagen hat sich der FCK einmal mehr selbst: Gestern war Karim Matmour der Auslöser, der den Ball allzu lässig mit der Brust ablegen wollte, das aber so stümperhaft anstellte, dass der Ex-Saarbrücker Johannes Wurtz zum goldenen Tor eingeladen wurde (73.). „Karim weiß, dass er einen Riesenbock geschossen hat“, sagte FCK-Coach Kosta Runjaic.
„Die Umstellung ging nicht auf“, gestand der Lauterer Trainer, der Florian Dick nach 63 Minuten vom Platz genommen hatte und Matmour in die Abwehr stellte. „Er hat das schon gespielt, er kann das spielen“, sagte Runjaic. Er braucht jetzt einen Ersatz, weil Florian Dick nach Foul an Thomas Bertels die fünfte Gelbe Karte kassierte und beim Jahresausklang in Ingolstadt gesperrt fehlt.
Willi Orban und Simon Zoller anstelle der Patienten Jan Simunek und Olivier Occéan in der Startelf – das war schon nach dem Abschlusstraining klar. Kniebeschwerden machten das Mitwirken von Kostas Fortounis unmöglich, so kehrte Marcel Gaus auf den Platz auf der linken Außenbahn zurück. Gaus aber erlebte einen rabenschwarzen Tag.
Gegen den meist mit neun, zehn Mann in der eigenen Hälfte eingeigelten Gast mühten sich die Lauterer oft vergeblich, eine Lücke aufzutun. Immer wieder standen sie planlos vor der Gummiwand. Dem FCK fehlten gestern Plan und Klasse, um den Defensivriegel der Ostwestfalen zu knacken. Manches Mal sah es so aus, als würde sich der ballverliebte Karim Matmour selbst ausspielen. Immer wieder wurde der Ball in kollektiver Ratlosigkeit rückwärts gespielt. Torhüter Sippel war ein gefragter Mann.
Der FCK hatte nach 26 Sekunden seine erste Chance. Nach Florian Dicks flankenähnlichem Einwurf hatte Mo Idrissou per Kopf verlängert, Zoller stocherte den Ball aber am Tor der Paderborner vorbei. Dann folgte eine lange Durststrecke. Eine Geduldsprobe auch für die Fans. Das Defensivkonzept des SCP ging auf, die Mannschaft hielt die Lauterer lange weit weg von dem von Lukas Kruse gut gehüteten Tor.
Erst in der 25. Minute die zweite Lauterer Tormöglichkeit, als Chris Löwe den Breitwandfußball für einen Augenblick vergessen ließ. Er brachte Idrissou ins Spiel, der leitete die Kugel clever weiter, doch Bertels rettete in höchster Not kurz vor der Torlinie gegen Zoller.
Florian Dick servierte in der 37. Minute eine erste und letzte Maßflanke, der Kopfball Idrissous aber klatschte an die Torlatte – Pech. Eine Minute später musste Matmour das Tor machen. Er köpfte den Ball aber aus kurzer Entfernung neben das Gehäuse. Ein Torjäger wird Matmour in diesem Fußballerleben nicht mehr!
Der FCK hatte wohl 67 Prozent Ballbesitz, nach der Pause aber auch nur drei Chancen. Gaus mit einem einzigen Lichtblick aber scheiterte an Kruse (57.), Zoller vergab eine Top-Möglichkeit (77.) gegen den sehr gut reagierenden Lukas Kruse, und der wenig inspirierte Enis Alushi setzte einen Freistoß knapp neben das Tor (82.). Nach einem Riesenbock Marc Torrejóns hätte Sané fast noch das 2:0 geschossen (90. +2).
Am Ende gab es wütende Pfiffe für eine Mannschaft, die Kosta Runjaic ganz schnell aus dem Tief holen will: „Wir können es nur als Kollektiv schaffen.“
So spielten sie
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick (63. Stöger), Torrejón, Orban, Löwe - Matmour, Karl, Alushi (87. Dorow), Gaus (72. Ring) - Zoller, Idrissou
SC Paderborn: Kruse - Heinloth, Strohdiek, Hünemeier, Bertels – Demme (20. Zeitz), Ziegler - Meha (85. Kachunga), Mario Vrancic, Wurtz - Saglik (69. Sané)
Tor: 0:1 Wurtz (73.) - Gelbe Karten: Dick (5), Idrissou (4), Karl (4), Alushi - Bertels (4), Saglik (3), Zeitz (2), Ziegler - Beste Spieler: Orban - Bertels, Kruse, Hünemeier - Zuschauer: 23.794 - Schiedsrichter: Willenborg (Osnabrück).
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Stimmen und Stimmungen: Löwe redet sich in Rage
Der Schiedsrichter pfeift, die Fans pfeifen, die FCK-Spieler liegen kollektiv auf dem Rasen und versuchen zu verdauen, was gerade passiert ist. „Sie hatten keine Torchance!“, klagt Markus Karl. „Sie“ sind die Paderborner.„Wir haben einen individuellen Fehler gemacht und uns mal wieder selbst besiegt“, ärgert sich Enis Alushi.
„Wir haben in der ersten Halbzeit den Lattenschuss, dann die große Chance von Zoller. Die beiden Dinger machen wir nicht rein. Wie letzte Woche“, klagt Chris Löwe. „Wenn wir jedes Mal Eigentore schießen, wird es schwer.“ Karl stimmt ihm zu: „Wir haben in den letzten drei Spielen fünf Tore gekriegt. Wir müssen einfach mal wieder zu Null spielen“, sagt er. „Die Mannschaft wollte gewinnen“, versichert er – klar.
Alushi analysiert es ähnlich. „Wir haben einen individuellen Fehler gemacht und uns mal wieder selbst besiegt“, sagt er: „Es wäre wichtig gewesen, in Führung zu gehen. Wenn man führt, ist alles einfach. So lange man kein Tor schießt, bleiben sie so kompakt Dann kommt es, wie es kommen muss.“
Mit Wut im Bauch stapft die Mannschaft Richtung Kabine. Tobias Sippel tritt auf dem Weg dahin einen Pfosten um, der die Absperrbänder hält. Wut ist aus den Gesichtern zu lesen.
Löwe war gerade draußen, hat sich wie die anderen auspfeifen lassen und kann die Fans verstehen: „Wir haben drei Spiele verloren. Das ist eine beschissene Situation. Das haben wir uns selbst zuzuschreiben.“ Alban Meha vom siegreichen Gegner kannte das Erfolgrezept im Vorfeld: „Wir wussten, das einer von denen irgendwann einen Bock schießt, und dann müssen wir da sein.“
„Wir müssen die Fehler abstellen, sonst wird es ganz schlimm“, prophezeit Mittelfeldmann Karl und trottet betrübt Richtung Kabine, während Löwe sich richtig in Rage redet, auf das Spiel und die Welt schimpft und sauer durch den Kabinengang stapft.
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau