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Kommentar: Lautrer geben niemals auf
Das torlose Südwestderby sorgte für zahlreiche Aufreger und Gesprächsstoff, leider nicht aus sportlicher Sicht. Dabei fühlt sich das Unentschieden wie ein Sieg für den FCK an.
Im Vorfeld des Spiels schienen die Rollen klar verteilt zu sein. Der FCK mit dem schwachen Saisonstart gegen Waldhof Mannheim, die dank einer kleinen Siegesserie leicht favorisiert ins Spiel gingen. Doch bekanntlich schreiben Derbys ihre eigenen Gesetze, so auch dieses. Und was für eine Geschichte es am Ende gar wurde. Dabei spricht besonders die Spielstatistik Bände: Vier rote Karten, zehn gelbe Karten und unzählige Zweikämpfe und Nickligkeiten. Mit Fußball hatte das wahrlich nicht viel zu tun.
Vor knapp 13.000 Zuschauern begann das Spiel genauso wie viele es erwartet haben. Hitzig und hart umkämpft. Schon früh war zu erkennen, das Spiel wird nahezu über den Kampf entschieden. Der FCK zeigte sich in der Anfangsphase als durchaus aktivere Mannschaft, ohne dabei wirklich große Gefahr auszustrahlen. Torchancen suchte man im ersten Durchgang vergebens, denn ein flüssiger Spielverlauf war mehr Wunsch als Realität. Immer wieder wurde das Spiel durch Fouls oder Rudelbildungen unterbrochen. Je länger das Spiel dauerte, umso mehr kochten die Emotionen über und die Partie verwandelte sich mehr und mehr in eine Schlacht als in ein Fußballspiel. Während sich beide Mannschaften immer wieder mit Provokationen weiter anstachelten, brachte ein Beteiligter das Ganze endgültig zum Kochen.
Schiedsrichter im Rampenlicht
Schon früh in der Partie entglitt dem Unparteiischen Florian Heft die Partie vollkommen und er verpasste es früh für klare Verhältnisse zu sorgen. Anstatt nach mehreren durchaus harten Fouls der Mannheimer früh die gelbe Karte zu ziehen, ließ er es jedes Mal bei einer Mahnung. Dadurch konnten die Spieler zunächst die lange Leine bis aufs Äußerste ausreizen. Was sich besonders in einem Derby fatal auswirken kann. Selbst zu diesem frühen Zeitpunkt hätte er es aber immer noch in den Griff kriegen können. Nach knapp 25 Minuten dann die Schlüsselszene des Spiels. Kenny Redondo verfolgt seinen Gegenspieler und will ihm den Ball abnehmen, trifft stattdessen den Gegner. Ein klares Foul, mehr aber auch nicht. Das insgesamt dritte oder vierte Foul der Roten Teufel. Nach lautstarken und unsportlichen Protesten der Gäste und der Roten Karte für den Mannheimer Manager zückte der Schiri für alle völlig überraschend auch die rote Karte für Redondo. Eine krasse Fehlentscheidung, die das Spiel maßgeblich beeinflusste und dem Schiri die Kontrolle über die Partie endgültig entriss. Ähnlich sah es auch FCK-Trainer Marco Antwerpen. „Ich bin sprachlos. Der Schiedsrichter hatte die Partie von Beginn an nicht im Griff. Die erste rote Karte ist gar nichts, da musst du als Trainer erstmal durchatmen und kannst es gar nicht fassen".
Auch im Anschluss wirkte der Schiedsrichter überfordert. Kurz vor der Pause der nächste Nackenschlag für die Roten Teufel. Nach einer Unachtsamkeit lief der Mannheimer Angreifer Lebeau frei auf das Tor des FCK zu, doch Marvin Senger konnte den Angreifer vor dem Strafraum stoppen. Dabei ist nicht ganz aufzuklären ob er zuerst den Ball oder den Gegenspieler traf, wobei der Ball deutlich die Richtung änderte. Doch der Schiri zögerte nicht lange und zeigte erneut die rote Karte. Knapp 50 Minuten musste der FCK somit in zweifacher Unterzahl spielen.
Dass Teammanager Florian Dick nach einem Protest bezüglich eines vermeintlichen Handspiels der Mannheimer im Strafraum ebenfalls einen Platzverweis erhielt, geriet in einer turbulenten ersten Hälfte fast zur Nebensache. Dem Unparteiischen fehlte im ersten Durchgang jegliches Fingerspitzengefühl. Er ließ sich von der aufgeheizten Atmosphäre anstecken und verunsichern. „Da muss man schon mal fragen, ob sich der Schiedsrichter auf das Spiel überhaupt vorbereitet hat“, kommentierte Marco Antwerpen die Leistung des Schiris. Ebenso stellt sich die Frage, wieso der DFB keinen erfahreneren Schiedsrichter zu so einem brisanten Derby schickt.
Geschlossene Mannschaftsleistung
Mit den zwei Spielern weniger wurde es für die Roten Teufel extrem schwer, doch sie zeigten sich unbeeindruckt. Um immerhin einen Punkt zu ergattern, beschränkte sich der FCK auf die Defensive, wie sich herausstellte mit Erfolg. Die Gäste aus Mannheim bissen sich regelrecht die Zähne aus. Immer wieder warfen sich die Roten Teufel aufopferungsvoll in die Zweikämpfe und legten ein unglaubliches Laufpensum an den Tag. In der gesamten zweiten Halbzeit kam Mannheim nur dreimal zum Abschluss und scheiterte dabei immer wieder am überragenden FCK-Keeper Matheo Raab.
Doch eigentlich kann man mit dieser kämpferischen Leistung keinen so wirklich hervorheben und anhand der Umstände fühlt sich das Unentschieden wie ein Sieg an. Auch Trainer Antwerpen zeigte sich sichtlich angetan: „Was wir in der zweiten Halbzeit geleistet haben war herausragend. Ganz großes Kompliment an die Jungs, die ihr Herz auf dem Platz gelassen haben, das ist schon erstaunlich nach dem Vorkommnis davor." Großen Anteil am Punktgewinn hatte laut Rene Klingenburg auch das Publikum auf dem Betze: „Die Fans im Rücken hatten heute einen großen Anteil daran. Ich weiß nicht ob du 70 Minuten das Ding in Unterzahl ohne Fans so verteidigen kannst."
Dass die Fans das Team nach vorne pushten lag natürlich auch an ihr selbst. Die Mannschaft trat endlich als echte Einheit auf und zeigte auch deutlich, dass sie Charakter besitzt und der Trainer sie erreicht, denn so spielt keinesfalls eine Mannschaft, die gegen den Trainer spielt. „Für uns als Mannschaft war es ein Wahnsinnsspiel und extrem knifflig für uns, wir gehen mit einem neun gegen elf in die zweite Halbzeit. Im Endeffekt weiß ich ganz genau ich kann mich auf meine Nebenmänner verlassen und umgekehrt ist es genauso.“, so Jean Zimmer über die mannschaftliche Geschlossenheit. Das sind genau die Tugenden, die das Betze-Publikum sehen will.
Punkt könnte Gold wert sein
Neben der Tatsache, dass der Waldhof weiterhin seit 31 Jahren sieglos auf dem Betze ist, bringt das Spiel weitere positive Aspekte mit sich. Womöglich könnte dieses Spiel einen positiven Effekt für die oftmals angesprochene Mentalität des Teams bewirken. In solch einer Situation unter diesen Umständen könnte ein neues Selbstverständnis und ein zusätzliches „Wir“-Gefühl entstehen, dass die Jungs noch enger zusammenwachsen lässt. Vielleicht war genau dieser Spielverlauf im Derby so viel wichtiger als ein Sieg. Egal welche Widrigkeiten dem Team passieren, sie können dagegenhalten und dem Ganzen trotzen, wenn sie als Team auftreten. Auf jeden Fall muss der FCK diese Einstellung mit in die kommenden Wochen nehmen und gerade die Grundtugenden auf den Platz bringen, dann wird es auch fußballerisch wieder besser laufen. Und es wird nur eine Frage der Zeit, bis der Auswärtsfluch gebrochen wird, vielleicht bereits kommende Woche in Verl.
Quelle: Treffpunkt Betze