Diskussionsthema zum Artikel: "Hört ihr die Kurve schreien!"
"Hört ihr die Kurve schreien!"
Über weite Strecken der Partie dem Topfavoriten ebenbürtig, und am Ende völlig verdient einen Punkt mitgenommen. Der FCK macht zurzeit einfach Spaß. Dabei wäre auch in Hamburg wieder mehr drin gewesen.
Im Vorfeld der Partie war alles angerichtet für ein echtes Topspiel im Volksparkstadion. Der Hamburger Sportverein mit fünf Siegen in Folge - und der FCK mit sechs Spielen ohne Niederlage. Dazu reisten über 10.000 FCK-Fans in die Hansestadt und sorgten nicht zum ersten Mal für eine erstligareife Atmosphäre. Wo Spitzenspiel draufstand, war letztendlich auch ein Topspiel drin. Beide Mannschaften betrieben am Samstagabend Werbung für die 2. Liga.
Hamburger Effektivität
"Wir wussten, was uns hier erwartet und was auf uns zurollen wird. Entsprechend haben wir taktisch etwas verändert", begründete FCK-Trainer Dirk Schuster die überraschende Umstellung auf eine Dreierkette und die Hereinnahme von Robin Bormuth. Der Plan von Dirk Schuster schien dabei zunächst aufzugehen. Die Roten Teufel schafften es, die Hamburger zum Stehen zubringen und hielten sie weitestgehend vom eigenen Tor fern. In der Offensive zeigten sich die Lautrer durchaus mutig und hatten die ein oder andere Einschussmöglichkeit. Dass der HSV über den wohl individuell stärksten Kader verfügt, dürfte unumstritten sein. Um so verständlicher war es, dass nicht jede Aktion zu verteidigen war. Eine extrem unangenehme Flanke von Sonny Kittel vor das Tor konnte Andreas Luthe nur nach vorne abklatschen lassen. Robert Glatzel stand goldrichtig und erzielte in reinster Billardmanier den Führungstreffer für die Rothosen. Wieder einmal kassierte der FCK ein äußerst unglückliches und fast schon skurriles Gegentor. Der HSV hingegen zeigte, dass eine echte Spitzenmannschaft nicht viel braucht, um einen Treffer zu erzielen. Anschließend brauchten die Pfälzer einige Minuten, um sich zu schütteln und ins Spiel zurückzufinden. Mit hohem Einsatz und gewonnenen Zweikämpfen holte sich der FCK wieder Sicherheit und war gegen Ende der ersten Hälfte dann sogar das bessere Team.
Achterbahn der Gefühle
Mit Beginn der zweiten Hälfte waren es nicht nur die anwesenden Fans, die auf den Rängen ein Feuerwerk abbrannten. Auch auf dem Platz machten die Mannen in Rot einen engagierten Eindruck. Die größte Chance auf den Ausgleich hatte Terrence Boyd, der alleine auf das Tor zulief und um Zentimeter das Tor verfehlte. Diese Szene unterstrich eine derzeitige Schwäche der Mannschaft: Sie investiert unglaublich viel und benötigt einfach zu viele Möglichkeiten, um einen Treffer zu erzielen. Doch mit mutigen Nadelstichen und disziplinierten Abwehrverhalten boten die Lautrer den Hausherren weiterhin die Stirn. "Ab der 65. Minute, wo wir mehr geöffnet haben, hatten wir Glück, dass der HSV den Deckel nicht draufmacht. Da hätten wir das Spiel auch verlieren können", beschrieb Dirk Schuster die anschließende Druckphase der Hamburger. Tatsächlich hatten die Gäste auch das nötige Quäntchen Glück, da die Hamburger vielversprechende Möglichkeiten nicht im Tor unterbringen konnte.
Der entscheidende Moment in der Schlussphase war jedoch der gehaltene Elfmeter von Andreas Luthe, der beim Führungstreffer nicht ohne Kritik blieb. "Es war der perfekte Moment für uns, man hat gesehen wie die Köpfe danach runter gingen beim HSV, das haben wir ausgenutzt", bewerte Luthe seine Parade. Tatsächlich nutze der FCK das Momentum gnadenlos aus. Nach einem traumhaften Zuspiel von Philipp Klement setzte sich Kenny Redondo gegen seinen Gegenspieler durch und passte den Ball in die Mitte, wo LeX Tyger Lobinger mit einem technisch anspruchsvollen ersten Kontakt den Ball zum Ausgleich ins Tor beförderte. Wieder schafften es die Lautrer, einen Rückstand zu drehen und zumindest einen Punkt zu holen. TorschützeLobinger begründet die erneuten Comeback-Qualitäten wie folgt: "Wir haben heute überragend gezeigt, dass wir den Willen und die Kraft haben, nach Rückständen immer wieder zurückzukommen. Mit den Fans im Rücken, das gibt uns den nötigen Push."
Remiskönige der Liga
Das 1:1 gegen den HSV war bereits das siebte Unentschieden der Roten Teufel. Ligahöchstwert! Zugleich zeigen diese vielen Unentschieden, wie schwierig es ist, Dirk Schusters stets gut eingestellte Mannschaft zu schlagen. Die Roten Teufel sind unter der Führung des 54-Jährigen in der Lage, mit jedem Gegner auf Augenhöhe zu agieren. In Fankreisen der Hamburger wurde der FCK sogar als bisher stärkster Gegner betitelt. Aber dennoch gilt es Demut zu bewahren. Zwar musste Kaiserslautern erst eine Niederlage hinnehmen, doch gerade die vielen Unentschieden, in denen teilweise auch deutlich mehr drin war, können zum Saisonende eine Hypothek sein. Es ist also extrem wichtig, weiterhin so schnell wie möglich 40 Punkte zu holen. Einen weiteren Schritt in diese Richtung können die Roten Teufel im kommenden Heimspiel gegen Jahn Regensburg machen.
Betze Inside: Daten zu #HSVFCK
Der HSV trat zwar mit viel Ballbesitz dominant auf, konnte sich jedoch lange Zeit kein Chancenplus erarbeiten. Da die Torwahrscheinlichkeit mancher Chancen der Pfälzer in diesem Spiel von Datenanbieter Wyscout eher etwas zu gering angesetzt wurden und der HSV erst in der Schlussphase zu größeren Chancen kam, ist das Remis trotz des großen Unterschieds bei den xGoals nicht unverdient.
Grafiken: Darstellung von Betze Inside (Instagram / Twitter)
Quelle: Treffpunkt Betze