Diskussionsthema zum Artikel: Der FCK mit dem Rücken zur Wand
Der FCK mit dem Rücken zur Wand
Nach der 1:2-Niederlage ohne eigenen Torschuss bei Eintracht Braunschweig sind die Roten Teufel so richtig im Abstiegskampf angekommen. Der Trainer-Effekt scheint verpufft.
„Wir haben uns wie kleine Kinder herumschubsen lassen“, attestierte Torhüter Julian Krahl nach dem Spiel, das jedem potenziellen Investor das „Premiumprodukt Bundesliga“ nicht gerade schmackhaft gemacht haben dürfte. In einer Partie auf eher mäßigem Drittliga-Niveau ging der 1. FC Kaiserslautern durch ein Eigentor in Führung - verpasste es dann jedoch, dem verunsicherten Tabellenletzten aus Braunschweig den K.O.-Schlag zu versetzen. Stattdessen genügten dem BTSV zwei scharfe Pässe, um die aufgerückte Gäste-Abwehr auszuhebeln und den Ausgleich zu erzielen. Der Rest des Spiels gehörte der bis dahin schwächsten Offensive der Liga, die immer wieder für Gefahr sorgte. Während die Lautrer immer passiver wurden, drängten die Gastgeber auf das 2:1 und wurden belohnt. Aches Treffer in der Nachspielzeit zählte zu Recht nicht: Zum einen, weil die Nummer 9 im Abseits stand - zum anderen, weil der FCK beim Tabellenvorletzten keinen Punkt verdient gehabt hätte.
In Lautern brennt der Baum
Die Folge: Auf dem Betzenberg brennt jetzt der Baum. Nicht etwa, weil die Hertha-Ultras beim letzten Heimspiel einen solchen in den Gästeblock geschmuggelt haben und ihn in Brand setzen wollten, sondern aufgrund der sportlichen Situation. Die Roten Teufel beenden das Kalenderjahr 2023 mit einem Punkteschnitt von exakt einem Punkt pro Spiel, 46 geschossenen Toren und sage und schreibe 61 Gegentoren. Hinzu kommen 18 Niederlagen in 34 Ligaspielen. Von allen Zweitligisten, die im gesamten Jahr 2023 in der 2. Bundesliga gespielt haben, ist nur die Eintracht aus Braunschweig statistisch betrachtet schlechter. Zudem hat der Trainerwechsel Ende November nicht für Ruhe gesorgt. Im Gegenteil, denn bis auf einen Sieg im Pokal blieben die Lautrer im Dezember ohne Erfolgserlebnis. Der „frische Wind“, den ein Trainerwechsel im besten Fall mit sich bringt, ist jetzt schon verpufft. Hier muss sich der Verantwortliche Thomas Hengen die Kritik an der Entlassung von Schuster und Franz gefallen lassen - viel schlechter dürfte man mit den beiden an der Seitenlinie nicht aufgestellt sein.
Großbaustelle Abwehr
Vor allem in der Defensive wirkt der FCK planlos. Egal ob abwartend verteidigt wird wie unter Dirk Schuster oder aufrückend wie unter Neu-Trainer Grammozis, am Ende landet der Ball viel zu oft im eigenen Netz. Mit 36 Gegentoren in 17 Spielen (⌀ 2,1 pro Spiel) weisen die Männer in Rot einen absoluten Katastrophenwert auf, der ligaweit nur noch vom VfL Osnabrück übertroffen wird. Der VfL konnte wohlgemerkt erst ein Spiel gewinnen. Ein Lichtblick ist Torhüter Julian Krahl, gegen Braunschweig verhinderte der 23-Jährige - wie schon so oft in dieser Saison - Schlimmeres.
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Ein-Mann-Angriff
Auch mit dem Ball ist das Spiel in Braunschweig beispielhaft für die Situation der Lautrer. Terrence Boyd bemüht sich, rackert, läuft, kämpft und wirkt doch phasenweise überfordert mit der Last, die dem 32-Jährigen aufgebürdet wird. Die Offensivabteilung der Roten Teufel steht und fällt mit Neuzugang Ragnar Ache, der an einem Viertel aller Saisontore beteiligt war - obwohl der ehemalige Frankfurter sechs Spiele verletzungsbedingt verpasste und deshalb auch in Braunschweig nur 26 Minuten zum Einsatz kam. Das Offensivspiel der Pfälzer ist zu berechenbar und damit nicht variabel genug. So auch im letzten Spiel: Wenn der FCK nicht über die Außenbahnen zu Flanken kommt, verpuffen alle Angriffsbemühungen.
Neues Jahr, neues Glück
Also alles Mist auf Deutschlands höchstem Fußballberg? Mitnichten! Zwar stehen die Roten Teufel mit dem Rücken zur Wand, aber es gibt gute Gründe, warum FCK-Fans auf die Rückrunde hoffen dürfen. Da wäre zum einen Don Hengen, der Meisterkoch vom Betze. Der Geschäftsführer hat schon in den vergangenen Transferperioden gezeigt, dass er zaubern kann - und so darf man sich wieder auf kryptische Posts in den sozialen Medien freuen, die einen Neuzugang ankündigen. Einer dieser Transfers ist Grund zwei, Almamy Toure. Im November noch ablösefrei zum Betzenberg gewechselt, zeigte der Europa-League-Sieger, warum er zu den Leistungsträgern der damaligen Mannschaft gehörte. Das Zusammenspiel mit dem Rest des Kaders kann nur besser werden. Sein Teamkollege Ragnar Ache ist der dritte Hoffnungsträger für die kalten Wintertage. In der spielfreien Zeit soll sich der Toptransfer endlich vollständig erholen und zur Rückrunde eine feste Größe werden. Und last but not least ruhen die Hoffnungen auf Grund vier, Dimitrios Grammozis. Der „Neue“ hatte bisher kaum Gelegenheit, eigene Automatismen und Systeme zu integrieren, auch das soll sich in der Weihnachtspause besser werden.
Der FCK überwintert in einer prekären, aber keineswegs hoffnungslosen Situation. Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie in der Liga konkurrenzfähig ist, und so sind die Vorsätze für das neue Jahr klar: Zu alter Form zurückfinden, aus dem Tabellenkeller marschieren und natürlich den DFB-Pokal gewinnen.
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