Puh, was kann man Runjaic vorwerfen und was nicht? Das ist ne schwierige Frage. Ich bin nicht bereit die ganze Schuld der aktuellen Situation auf ihn kommen zu lassen, aber ein paar Dinge muss er sich ankreiden lassen.
1. Runjaic ist ein Freund von Konstanz und wollte dies zu Beginn seiner Ära auch dadurch untermauern, dass er immer wieder auf die gleichen Leute setzte. Aber gerade ein Großteil dieser Spieler versagte. Matmour wurde immer schlechter, Karl konnte seine Rolle zumeist nicht ausfüllen, Simunek war irgendwann total von der Rolle, Occean verpuffte meist ereignislos. Und selbst Dauerbrenner wie Dick oder zwischendurch auch Sippel hatten ihre schwachen Momente. Letztlich ist es ganz klar Runjaics Fehler, dass er immer wieder auf Leute setzt, die ihm das Vertrauen nicht zurückzahlen können. Er hätte viel früher Druck auf diese Leute machen müssen, mal nen jüngeren vor die Nase setzen um den Konkurrenzkampf zu beleben.
2. Das taktische Chaos war schon vor ihm da, er konnte es teilweise entwirren, aber fällt in dieses alte Schema zurück. Manche Spieler sind auch deshalb nicht besonders gut unterwegs, weil sie in Rollen gezwängt werden oder sich selbst aussuchen, die sie nicht erfüllen können. Karl hat in der Hinrunde sehr oft den "offensiven 6er" gespielt, aber das kann er nicht. Die Notwendigkeit entstand aber, weil kein Spielmacher da war. Gleichzeitig versuchte Matmour sich als eine Art Baumjohann-Ersatz, aber der kann das auch nicht. Dadurch wird Dick gezwungen offensiv viel zu machen und viele Flanken zu schlagen - auch nicht gerade seine Parade-Disziplin. Alushi kam nach seiner Verletzung ins Team, gab einen guten 8er, aber ihm wurde dann die ganze Bürde der kreativen Gestaltung aufgeladen und auch das war zu viel. Um es auf den Punkt zu bringen: Runjaic hätte so manche Dinge erkennen und ändern müssen und vor allem auch mal klare Ansagen an die Spieler machen müssen. Als wir in der Winterpause ein 4-5-1 probierten dachte ich schon er hätte es kapiert, dass Karl und Alushi keine Spielmacher sind. Dann aber diese Transfers (u.A. Lakic) und Fortounis war im ersten Spiel nicht mehr als ein Mitläufer auf der 10. Mir kommt es nicht vor als hätte Runjaic eine klare Linie und deshalb wurde das taktische Konzept der Winterpause auch ganz schnell verworfen.
3. Die Art und Weise wie man die Leistungen reflektiert und auch nach außen kommuniziert grenzt schon an Wahnsinn. Ich halte Runjaic nicht für einen besonders emotionalen Typen der mal ausrastet, das verlange ich auch nicht. Ich hielt ihn aber bis dato für sachlich genug um zu erkennen wo der Schuh drückt. Leider muss man das jetzt in Frage stellen. Das was man so in Interviews hört, sowohl von Spielern wie auch vom Trainer, ist der gleiche Müll wie unter Foda, eigentlich genau 1 zu 1. Ich bin mir nicht sicher, ob das am Umfeld liegt, ob sich Runjaic davon beeinflussen lässt was um ihn herum erzählt wird. Vielleicht ist es auch Teil eines Konzepts zur Außendarstellung, dass man keine negativen Dinge über das was der FCK tut sagen soll. Ich habe jedenfalls keine Ahnung, wie man seine eigenen Leistungen so falsch bewerten kann. Und jetzt nur Alushi die Schuld in die Schuhe zu schieben ist einfach billig.
Alles in allem glaube ich nicht, dass uns ein Trainer-Wechsel wirklich helfen würde. Ich glaube die Probleme sind an ganz anderen Stellen. Man kann sich darüber unterhalten ob Runjaic ein guter Trainer ist oder nicht, genauso wie man das bei Foda konnte. Aber ganz offensichtlich liegt in der Mannschaft etwas im Argen. Und ganz nebenbei sehe ich Kuntz noch immer als größtes Problem. Wir brauchen einen Sportdirektor und ein langfristiges Konzept zur Entwicklung der Mannschaft. Ohne das werden wir wie 1860 enden, darauf können wir wetten. Und wenn Kuntz das nicht machen will, dann muss er gehen. Ob Runjaic zwangsläufig gehen muss/soll, das müsste dann nochmal beurteilt werden, wenn man ein Konzept hat. Dann kann man schauen ob er dazu passt.