„Im letzten Spiel gegen Nürnberg waren wir nach einer Viertelstunde drückend überlegen und haben alles in die Waagschale geworfen. Jeder im Stadion hat gesehen und mitgefiebert, dass uns zumindest noch der Ausgleich gelingt, aber es sollte leider nicht sein. Deshalb glaube ich nicht, dass wir ein Kopfproblem haben. Wenn wir diese Gier in die nächsten Spiele mitnehmen können, werden sich auch die entsprechenden Ergebnisse einstellen“, gibt sich Markus Anfang kämpferisch.
Ich weiß, es entspricht jetzt vielleicht wieder dem „Lagerdenken“ um die Person Markus Anfang - aber diese Sicht der Dinge unterscheidet sich klar und deutlich zu meiner Sichtweise aus dem letzten Heimspiel gegen Nürnberg.
Persönlich empfand ich uns gegen die Glubberer durch das frühe Gegentor nach einer Viertelstunde jedenfalls im Anschluss alles andere als „drückend überlegen“, eher war es doch so, dass wir in HZ1 durch den Rückstand sichtlich nervös(er) und unsicher(er) geworden sind und zeitgleich nach vorne keine wirklichen Mittel gefunden haben um das fränkische Bollwerk zu knacken, denen die eigene Führung ja auch ideal in die eigenen Karten gespielt hat. Wie man da schon in der ersten Halbzeit von einer gewissen Dominanz sprechen kann, erschließt sich für mich absolut nicht.
Warum hätte es dann in der Halbzeitpause offensichtlich in der Kabine auch „knallen sollen“, wenn man mit den ersten fünfundvierzig Minuten offensichtlich zufrieden gewesen wäre? Das passt doch hinten und vorne nicht zusammen.
Für mich haben wir in der ersten Halbzeit einen genauso phlegmatischen und ideenlosen Auftritt wie im Spiel in Magdeburg oder ganz weite Strecken aus dem Paderborn-Spiel gesehen. Das wurde erst besser, als Ritter zu Beginn der zweiten Halbzeit die undankbare Rolle als Rechtsaußen (WTF, welcher Masterplan steckte da eigentlich dahinter?) an Yokota übergeben hat und fortan wieder auf die zentrale Rolle des Spielmachers rücken durfte. Also bitte bei der Wahrheit bleiben, Herr Anfang.
Fraglich ist natürlich zum aktuellen Zeitpunkt der Saison und nach den zuletzt gezeigten Auftritten auch, ob nicht doch ein „Kopfproblem“ die Mannschaft lähmt, denn äußerst „betzelike“ waren die letzten Spiele definitiv nicht, zumindest nicht über den Zeitraum der gesamten neunzig Minuten. Mir persönlich fehlte zuletzt ganz deutlich die notwendige Gier, Mentalität und ja auch der notwendige Siegeswille, den wir in anderen Phasen der Saison schon deutlich konsequenter gezeigt haben.
Woran liegt das, erreicht Anfang die Mannschaft nicht mehr oder hat sich dieser „wir-haben-auch-ohne-Aufstieg-eine-sehr-gute-Saison gespielt“ Sing-Sang mittlerweile auf das Team übertragen? Da werden ja Erinnerungen an den Leistungseinbruch damals unter Schuster wach, als man die Rückrunde im Aufstiegsjahr auch mehr oder weniger abgeschenkt hat, nachdem die magische 40-Punkte-Grenze frühzeitig erreicht wurde.
Es kommt ja auch nicht von ungefähr, dass Hengen nach dem Spiel gegen den FCN in der Öffentlichkeit auf den Plan tritt und sich im Gegensatz zu seinem aktuellen Cheftrainer zu 180-Grad deutlich offensiver zu einer möglichen Aufstiegsfrage äußerst. Unser GF Sport wählt solche Auftritte in der Presse und den Medien ja normalerweise sehr bedacht und pointiert und „haut intern nur drauf“, wenn er die Gefahr erkennt, dass eine große sich bietende Chance, die vielleicht nicht so schnell wiederkommt, (zu) leichtfertig hergeschenkt wird.
Ich bin wirklich gespannt, welchen Charakter wir morgen von der Mannschaft in Braunschweig zu sehen bekommen werden. Den „alles ist gut so und wir sind aktuell sehr zufrieden“ von Anfang oder den „ich will den maximalen sportlichen Erfolg“ von Hengen. Ich hoffe auf Zweiteres, es dürfte eine der letzten Patronen für uns in dieser Saison sein.