Diskussionsthema zum Artikel: Terrence Boyd: Eine Heldenreise mit tragischem Ende
Terrence Boyd: Eine Heldenreise mit tragischem Ende
Terrence Boyd verlässt den FCK und wechselt ausgerechnet zum Rivalen nach Mannheim. Ein Transfer, der schmerzt und einige Fans enttäuscht. Warum man dem Ex-Lautrer dennoch danken sollte.
Die Verpflichtung des gebürtigen Bremers mit amerikanischen Wurzeln in der Wintertransferphase 2022 galt als absoluter Toptransfer. Seit Jahren spielte der Mittelstürmer beim Halleschen FC auf hohem Niveau und traf zuverlässig, weshalb man sich im Kampf um den erhofften Aufstieg viel von Terrence Boyd versprach und daher eine stattliche Ablösesumme von rund 250.000 Euro an den Ligakonkurrenten überwies. Bereits in seinem zweiten Spiel für den FCK gelang ihm sein erster Treffer, sieben weitere Tore verhalfen den Lautrern über die Relegation zur Rückkehr in die zweite Liga. Der "schlafende Riese", wie der Stürmer den FCK nannte, war endlich erwacht, und ohne Boyds starken Einstand wäre dies wohl kaum gelungen. In den knapp zwei Jahren, die Boyd in der Pfalz verbrachte, avancierte er schnell zum absoluten Publikumsliebling einer ganzen Region. Statt mit Neymar- oder Haaland-Trikots stolzierten selbst die kleinsten Fußballfans aus der Pfalz mit einem Boyd-Trikot umher. Nun mag die Zeit des ehemaligen US-Nationalspielers mit dem Wechsel nach Mannheim ein für viele Fans äußerst frustrierendes Ende gefunden haben, doch viele unvergessliche Momente werden für immer bleiben.
„Zwei Kaffee und ein Mettbrötchen“
Es ist der 05. März 2022. Der FCK steht vor dem entscheidenden Auswärtsspiel beim VfL Osnabrück, der ebenfalls um den Aufstieg kämpft. Ein klassisches Sechs-Punkte-Spiel, könnte man sagen, schließlich kann man sich im Aufstiegsrennen keinen Punktverlust leisten. Mit von der Partie ist überraschenderweise auch Torjäger Terrence Boyd, der die letzten beiden Spiele wegen einer Corona-Erkrankung verpasst hatte. Erst am Morgen des Spieltags konnte Boyd nach einem negativen Test aus der Quarantäne freigetestet werden, eigentlich hatte er die Hoffnung auf einen Einsatz an der Bremer Brücke schon aufgegeben. Doch „zwei Kaffee und ein Mettbrötchen" später stand der bullige Stürmer nach der schwereren Verletzung von Ersatzmann Klingenburg plötzlich auf dem Platz und erzielte nur wenige Minuten nach seiner Einwechslung per Direktabnahme nach Traumflanke von Daniel Hanslik den 1:0-Siegtreffer. Ein Treffer, der am Ende der Saison drei ganz wichtige Punkte bedeutete, eines der außergewöhnlichsten Interviews der FCK-Geschichte nach sich zog und Boyd zum absoluten Publikumsliebling in der Pfalz machte.
Entgegen allen Widerständen
Ein weiterer unvergesslicher Boyd-Moment ereignete sich vor ausverkauftem Haus im Derby gegen Saarbrücken. Daniel Hanslik drückte nach 17 Minuten den Abpraller eines von Terrence Boyd mehr als kläglich verschossenen Elfmeters über die Linie, der FCK hatte an diesem 34. Spieltag eigentlich spätestens mit dem Führungstreffer alles im Griff. Als dann Kevin Kraus kurz vor der Pause völlig zu Recht mit glatt Rot vom Platz gestellt wurde, drohten die wichtigen Punkte plötzlich doch noch aus den Händen zu gleiten. Der postwendende Ausgleichstreffer der Saarbrücker wenige Minuten nach Wiederanpfiff ließ das Fritz-Walter-Stadion kurzzeitig verstummen. Bis zur 57. Spielminute. Matheo Raab schickte mit einem langen Ball Terrence Boyd auf die Reise, der sich mit unglaublicher Leidenschaft und Raffinesse gegen zwei Gegenspieler durchsetzte und den Ball gekonnt zur 2:1-Führung einschob. Ein Treffer, der den Betze in ein Tollhaus verwandelte und am Ende einer leidenschaftlichen zweiten Halbzeit in Unterzahl tatsächlich zum 2:1-Derbysieg reichte. Der Treffer des bulligen Stürmers war ein Paradebeispiel für die vielzitierte Betze-DNA, die der Torjäger wie kaum ein anderer Spieler der vergangenen Jahre verkörperte.
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Ein schnelllebiges Geschäft
Im ersten Jahr nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga konnte der FCK frühzeitig den Klassenerhalt sichern und eine sensationelle Hinrunde, die bereits erste Träume vom Durchmarsch ins Oberhaus weckte, machte eine äußerst bescheidene Rückrunde erträglich. Mit 13 Toren und drei Vorlagen hatte Boyd maßgeblichen Anteil an der insgesamt erfolgreichen Saison der Mannschaft von Dirk Schuster. Das honorierten unter anderem die Leserinnen und Leser von Treffpunkt Betze und wählten ihn mit großem Abstand zum Spieler des Jahres. Als wir dem Publikumsliebling im Sommer im Rahmen eines Interviews die entsprechende Trophäe überreichten, wirkte der Stürmer sichtlich zufrieden und man ahnte noch nicht, wie sich die Rolle des bis dahin unangefochtenen Stammspielers verändern würde. Denn mit der Verpflichtung von Torjäger Ragnar Ache verlor Boyd seinen Stammplatz und kam nur noch als Joker oder Ersatz für den verletzten Ache zum Einsatz. Dabei erzielte Boyd in der Liga nur magere zwei Tore, wirkte nicht mehr so leichtfüßig und agierte oft unglücklich. Hier zeigt sich die Schnelllebigkeit des Fußballs. Schien im Sommer noch alles perfekt, trennen sich nun die Wege des FCK und seines Publikumslieblings. Spieler kommen und Spieler gehen, das war schon immer so und wird auch immer so bleiben. Auch wenn es noch so weh tut.
Schon mit der Bekanntgabe der Ausleihe von Darmstadts Stürmer Filip Stojilkovic, spätestens aber mit der Doppelverpflichtung von Leihspieler Simakala und dem wohl langfristig an den Verein gebundenen Ex-Fürther Dickson Abiama zeichnete sich ab, dass die Wege von Terrence Boyd und dem 1. FC Kaiserslautern spätestens mit Vertragsende 2024 enden würden. Mit einem Abgang in diesem Winter konnte Geschäftsführer Thomas Hengen immerhin noch eine kleine Ablösesumme für Boyd kassieren, die Budget für weitere notwendige Neuverpflichtungen in die Kassen spült. Und auch für Boyd selbst macht ein vorzeitiger Abgang durchaus Sinn, schließlich war er nach den Verpflichtungen weiterer Offensivspieler bestenfalls noch als Stürmer Nummer drei eingeplant und kann bei seinem neuen Verein nun eine wichtigere Rolle als im vergangenen halben Jahr einnehmen.
Ehre wem Ehre gebührt
Natürlich ist es total frustrierend, wenn ein so beliebter Spieler zum verhassten Erzrivalen wechselt. Und natürlich will auch ich mich auch nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass unser Terrence Boyd, dem wir sogar einen Fangesang gewidmet haben und der ein "Lautre"-Tattoo auf dem Arm trägt, künftig für den Waldhof spielt. Aber so ist das Geschäft. Boyd hat in der Vergangenheit keinen Hehl daraus gemacht, dass er mit seiner Familie nicht mehr aus der Nähe von Heidelberg wegziehen und nicht getrennt von seiner Familie in eine andere Region wechseln möchte. Und nüchtern betrachtet gibt es dann nun mal (leider!) wenig Alternativen zu Mannheim. Negative Emotionen aufgrund des Wechsels zum Waldhof sind verständlich. Aber die teilweise heftigen Anfeindungen gegen Boyd werden dem Stürmer nicht gerecht, wenn man bedenkt, was er auf dem Platz und vor allem auch als Sprachrohr zwischen Kurve und Mannschaft neben dem Platz geleistet hat. Es gibt Faktoren wie die Familie, aber natürlich auch die Aussicht auf Einsatzzeiten, die bei solchen Entscheidungen eine Rolle spielen. Terrence Boyd hat sich in jeder Sekunde auf dem Platz mit Herzblut für den Erfolg des Vereins eingesetzt. Allein deshalb sollte man die Entscheidung des 32-Jährigen respektieren und ihm nach all seinen Verdiensten für den FCK danken und die Ehre erweisen, die er sich verdient hat.
Mach's gut Zyklop!