Diskussionsthema zum Artikel: Kolumne: "Und wenn du denkst es geht nicht mehr ..."
Kolumne: "Und wenn du denkst es geht nicht mehr ..."
"Die Hoffnungslosigkeit ist schon die vorweggenommene Niederlage". Hinter dem FCK liegt das unbestritten das schlimmste Jahr seiner 119-jährigen Vereinsgeschichte. Doch an Aufgeben ist nicht zu denken.
Hinter dem 1. FC
Kaiserslautern liegt unbestritten das schlimmste Jahr seiner fast
119-jährigen Vereinsgeschichte. Wieder einmal. Blickt man in die
Zukunft, sieht man viele Fragezeichen. Gewiss ist nur die
bedingungslose Liebe der Fans. Wieso sich die Frage nach dem „warum“
gar nicht erst stellt und was trotz allem Hoffnung macht, darauf habe
ich in meiner neusten Kolumne „Vegges
emol die Redd ned“ einen
Blick geworfen.
Seit
meiner letzten Kolumne ist schon etwas Zeit vergangen. Im Oktober des
letzten Jahres beschäftigte mich die Frage, ob es typisch FCK sei,
dass Euphorie und Lethargie so eng beieinander liegen, sich so
schnell abwechseln, und ebenso gegenteilig sind wie Tag und Nacht.
„Himmelhochjauchzend – Zu Tode betrübt“ überschrieb ich dies
damals.
Knapp
vier Monate später könnte das genauso gut die Überschrift für
diesen Artikel sein. „Wo
Gefühl ist, ist auch viel Leid“,
wusste schon Leonardo da Vinci. Hätte es den Verein damals schon
gegeben, er hätte glatt Fan des 1. FC Kaiserslautern sein können.
Das
Wechselbad der Gefühle, der leidgeprüfte FCK-Fan hat es auch die
letzten Wochen wieder erleben müssen. Jetzt, Anfang Februar ist das
ausgegebene Saisonziel Aufstieg meilenweit entfernt, spätestens nach
der jüngsten Niederlage in Münster endgültig verfehlt. Die Sorge
um die Existenz des FCK bedrückt die Anhänger, das Sportliche rückt
dabei beinahe in den Hintergrund. Wie konnte das geschehen, war doch
zu Beginn der Saison der Verein wie elektrisiert, eine Euphorie
vorhanden, die gleichermaßen unheimlich wie unerklärbar war.
Wo
bei anderen Vereinen innerhalb dieser letzten vier Monate schlicht 11
Pflichtspiele absolviert worden wären, bot der FCK nahezu eine
facettenreiche Daily-Soap. Zu sehen gab es eine vermeintliche
Aufholjagd, darauf folgende Ernüchterung, blutleere Auftritte und
Klatschen, Trainerentlassungen, Trainerhoffnungen, vermeintliche
Aufholjagden, darauf folgende Ernüchterungen … „Gute
Zeiten, schlechte Zeiten“ at
its best.
Doch
der FCK wäre nicht der FCK, wenn neben der sportlichen Berg- und
Talfahrt nicht noch persönliche Grabenkämpfe dazukämen. Es
offenbarte sich im letzten Quartal auch das große 12 Millionen Loch,
das es zu füllen gibt, möchte man die Lizenz für ein weiteres Jahr
dritte Liga erhalten. Im Zuge dieser Problematik trat zuerst Vereinsvorstand Rainer Keßler zurück, dann entbrannte ein Kampf im
Aufsichtsrat. Aufsichtsratschef Banf gegen Mitglied Littig, dann alle
gegen Banf, der auf einmal gestürzt werden sollte und schließlich
doch im Amt blieb. Obendrein schaltete sich Hauptsponsor und
Vollblut-Fan Harald Layenberger lautstark in die Diskussion ein,
stellte sich öffentlich gegen Banf. Der „1. FC Chaoslautern“ -
er war wieder da. War er jemals weg?
Ruhe und Kontinuität? Ein frommer Wunsch
Im
Oktober des letzten Jahres lobte ich den Verein noch für seinen
eingeschlagenen Weg. „Ruhe und Kontinuität beim FCK“ hieß es
damals. Die Roten Teufel hatten gerade ihre Negativerlebnisse in der
Nachspielzeit abgeschüttelt und Befreiungsschläge gegen
Braunschweig und Lotte gefeiert. Die Niederlage in Osnabrück konnte
ja einmal passieren.
Hätte
ich damals gewusst, dass am Folgespieltag Uerdingen zu Hause mit
einer bärenstarken Leistung 2:0 besiegt wird, ich hätte mich
bestätigt gefühlt. Ähnlich muss es den Herren Bader, Notzon und
Frontzeck ergangen sein.
Michael
Frontzeck - viel diskutiert, viel kritisiert. Auch ich hatte meine
Zweifel, fand es aber zunächst gut, dass der Verein an ihm
festhielt. Wie schon erwähnt, „Ruhe und Kontinuität“ eben. Da
war der Wunsch der Vater des Gedankens …
Nachdem
der FCK auch in Aalen gewann, dachte wohl so gar der ein oder andere
Hardcore-Frontzeck-Kritiker, der Verein greife wirklich noch einmal
oben an. Der Sieg auf der Ostalb überdeckte aber schon dort die ein
oder andere eklatante Schwäche, die von den Verantwortlichen jedoch
weggeredet wurden. Dass die gute Stimmung, das scheinbar neugewonnene
Vertrauen, sowohl in der Mannschaft als auch in Frontzeck selbst sehr
fragil war, zeigte die Tatsache, dass nur drei Spiele später die
Stimmung wieder am Nullpunkt - besser gesagt am Siedepunkt -
angelangt war. Nach einer Heimniederlage gegen Cottbus erlitten die
Teufel mit 1:4 bösen Schiffbruch bei der Hansa Kogge. Als die Fans
dann im Heimspiel gegen Wehen-Wiesbaden ein trost- und ideenloses 0:0
zu sehen bekamen, entluden sich offensichtlich lang angestaute, nur
zeitweise betäubte Emotionen. Lautstarke „Frontzeck raus!“ Rufe
wurden noch gesteigert von ein paar dutzend Ultras, die nach Abpfiff
hinter die Bande stürmten. Eines war klar: Erfolgt im Auswärtsspiel
bei der Spielvereinigung Unterhaching nicht eine 360-Grad-Wendung im
Lautrer Spiel, wird Frontzeck nicht zu halten sein. Von manch einem
„Fan“ hörte ich sogar, er wünsche sich eine Niederlage, nur
damit der Verein zum Handeln gezwungen werde und Frontzeck gehen
müsse. An diesem Punkt hörte mein Verständnis auf. Doch deren
Angst sollte unberechtigt sein. Was folgte war keine
360-Grad-Besserung, es war ein Desaster. Mit 0:5 wurde die Elf des
FCK gedemütigt, der Verdacht der Arbeitsverweigerung drängte sich
unweigerlich auf. Ebenso die Entlassung von Michael Frontzeck, die am nächsten Morgen nach nur zehn Monaten Amtszeit erfolgte.
Es
stand also wieder einmal eine Trainersuche auf dem Programm. „Alle
Jahre wieder“,
hörte ich von manchem Journalistenkollegen, dies traf den Nagel auf
den Kopf. Der Wunsch nach Kontinuität, er war nicht nur
nachvollziehbar, er war eigentlich unabdingbar, um die immer
fortwährende Abwärtsspirale aufhalten zu können. Doch klar ist
eben auch: Ergebnisse müssen geliefert werden. Dabei war Michael
Frontzeck aus meiner Sicht nicht einmal wegen der Ergebnisse allein
gescheitert. Es war die Art und Weise wie seine Mannschaft - aber
auch er - am Ende auftraten. Ideenlos, kampflos, herzlos. Und ein
Trainer, der öffentlich nur noch damit beschäftigt war die zu hohe
Erwartungshaltung zu kritisieren und Zeit einzufordern. Zeit, das
wurde spätestens auf der Jahreshauptversammlung im Dezember klar,
die der Verein nicht mehr hat. Sicher, der gemeine FCK-Fan neigt
schon einmal dazu, dass die Erwartungen in den Himmel wachsen können.
Doch gibt es wahrscheinlich auch keinen Profiverein in Deutschland,
dessen Fans ihre Erwartungshaltung innerhalb von 20 Jahren so rapide
heruntergefahren haben wie die des 1. FC Kaiserslautern. Ist es
wirklich zu viel verlangt von einer Mannschaft, die gerade aus der 2.
Liga abgestiegen ist und einen Top-Etat hat, wenigstens um sein
selbst ausgegebenes Saisonziel mitzuspielen? Wahrlich nicht.
Sascha Hildmann — Der FCK wird wieder gelebt
Wer
sollte also her? Viele Namen wurden diskutiert, manche schnell wieder
verworfen. Erfahrene Trainer wie ein Uwe Neuhaus vielleicht? Ein
junger Coach Marke Nagelsmann wie Lukas Kwasniok? Oder gar ein Held
alter Tage, wie der in Australien weilende Marco Kurz?
Schnell
wurde klar, es muss jemand sein, der einen Gegenentwurf zu Michael
Frontzeck und den oben beschriebenen Eigenschaften darstellt. Einer,
der den Betze annimmt, lebt und mitfühlt, statt ihn als eine von
vielen Stationen in einem langen Trainerleben einfach nur
mitzunehmen.
Und so fiel die Wahl auf Sascha Hildmann. Mehr Kaiserslautern ging nicht.
Als junger Profi 1994 unter Friedel Rausch selbst einmal im
Profikader der Lautrer gestanden, dann Kapitän der Amateure. Und
dazu aus Kaiserslautern, der erste auf der Lautrer Trainerbank seit
über 50 Jahren. Genauer gesagt aus Enkenbach. Enkenbach? Da war doch
was…
Von
der Emotionalität schien das also schon einmal zu passen. Doch was
war das für ein Trainertyp? Ich muss zugeben, viel mehr als das er
bis Oktober noch Trainer von Großaspach war, wusste ich am Abend,
als sein Name im Netz bestätigt wurde nicht über Sascha Hildmann.
Auch deshalb war ich zugegebenermaßen zunächst etwas skeptisch. Für
was steht er? Was erwartet uns taktisch? Kann er aus den Jungs die
erhoffte Qualität rauskitzeln?
Doch
schon am Tag seiner Präsentation wichen meine Zweifel langsam einer
gewissen Zuversicht. Sehr sympathisch präsentierte sich Hildmann auf
der Pressekonferenz. Die Aussage er tue sich den FCK nicht an, es sei
vielmehr eine Herzensangelegenheit, war wohl Balsam für die Seele
eines jeden FCK-Anhängers. Dass eben nicht eine zu hohe
Erwartungshaltung das Problem des Vereins ist, zeigten mir die
Anhänger unseres Vereins erneut an diesem Tag. An einem
Donnerstagnachmittag um 15 Uhr kamen mehr als 100 Kiebitze zum ersten Training unter Sascha Hildmann. Es war für mich ein weiterer Beweis
dafür, wie leicht es ist, um den Funken auf die Fans überspringen
zu lassen, wieder Begeisterung zu entfachen. Und zugleich drängte
sich mir die Frage auf, warum die Verantwortlichen der letzten Jahre
so unfähig gewesen waren, diese Flamme zum Lodern zu bringen.
Gespannt wartete ich also auf das erste Training unter Sascha
Hildmann. Und was ich zu sehen bekam, hatte ich auf dem Betzenberg
lange nicht mehr gesehen. Da stand ein Mann auf dem Platz, der mit
Emotion dabei war, der nicht nur den Platz auf und abschritt.
Einer,
der bei kleinsten Fehlern eingriff und die Mannschaft nach rund zehn
Minuten schon gleich einmal anschnauzte, warum sie eigentlich nicht
miteinander kommunizieren würde. Dazu wurden Standards trainiert,
offensiv wie defensiv. Und auch hier griff der Trainer ein, machte
Spielzüge und Laufwege vor und riss so Mannschaft aber auch
Zuschauer aus der Lethargie, die seit dem 0:5 Debakel in Unterhaching
herrschte. Wann gab es eigentlich das letzte Mal in einem
FCK-Training ein Trainingsspiel, das dazu noch aufgezeichnet und
anschließend analysiert wurde? Erst jetzt wurde mir in der Gänze
bewusst, wie viel Zeit in den letzten Wochen verschenkt worden war.
Viel
Zeit blieb Sascha Hildmann wahrlich nicht. Nur zwei Tage später
gastierten die Würzburger Kickers auf dem Betzenberg,
dementsprechend wenig erwartete ich vom Spiel unserer Elf und vom
Ausgang der Partie.
Am
Ende war das Ergebnis dasselbe wie beim Heimspiel zuvor gegen Wehen
Wiesbaden - 0:0 - und doch hatte man ein ganz anderes Spiel gesehen.
Die Defensive wirkte stabiler, die Jungs trauten sich wieder mehr zu.
Und doch wurde deutlich, wie viel Arbeit auf Sascha Hildmann in der
recht kurzen Winterpause zukommen würde. Sein Plan: Die Mannschaft
taktisch flexibler machen, unberechenbarer für den Gegner. Sollte
Taktik also doch Spiele gewinnen? Natürlich tut sie das. Und Sascha
Hildmann wusste um diese Problematik.
Doch
da solch eine Umstellung und Einstudierung eines oder mehrerer
Spielsysteme Zeit braucht, agierten die Roten Teufel in den beiden
verbliebenen Spielen im gewohnten 4-4-2 System. Trotzdem war schon
eine andere Einstellung auf dem Platz erkennbar und im zweiten Spiel
von Sascha Hildmann in Meppen gelang dann auch der erste Sieg. Mit
1:0 und drei wichtigen Punkten im Gepäck reiste man zum letzten
Spiel des Jahres nach München zu 1860.
Ich
durfte bei diesem Spiel im altehrwürdigen Stadion an der Grünwalder
Straße dabei sein. Und ich war voller Hoffnung auf einen
versöhnlichen Abschluss eines ganz schlimmen Fußballjahres nach
Abstieg und enttäuschter Wiederaufstiegshoffnung. Doch
leider wurde das Spiel seinem feierlichen Rahmen nicht gerecht, am
Ende verlor der FCK mit 1:2 - der Schlusspunkt eines „Annus
horribilis“. Oder um es mit den Worten des amerikanischen
Schriftstellers Ambrose Bierce zu sagen: „Jahr:
Eine Periode von 365 Enttäuschungen“.
Mit Hoffnung ins Jahr 2019 — Querelen so
weit das Auge reicht
Was
blieb war die Hoffnung. Wie so oft beim 1. FC Kaiserslautern. Die
Hoffnung, dass Sascha Hildmann die Jungs im Winter schon fit machen
würde, dass die wahre Qualität schon noch zum Vorschein kommen
würde und eine Aufholjagd vielleicht doch noch möglich sein könnte.
Es konnte ja 2019 nur noch besser werden. Doch
wenn du denkst es geht nicht mehr schlimmer, belehrt dich der 1. FC
Kaiserslautern immer eines Besseren. In der Winterpause bestimmten
zunächst nicht etwa das Wintertrainingslager, mögliche Neuzugänge
oder die Vorhaben für eine gute Rückrunde die Schlagzeilen rund um
das Betzenberg, sondern es taten sich wieder einmal Abgründe
persönlicher Eitelkeiten und Machtkämpfe auf.
Die
Posse begann mit einer Rede von Rainer Keßler, dem damaligen
Vorstandsvorsitzenden des 1. FC Kaiserslautern e.V. auf der Jahreshauptversammlung im Dezember. Als jeder der dort Anwesenden
schon von einer fast historisch langweiligen, ereignislosen
Versammlung ausging, trat Keßler ans Mikrofon. In seiner Rede
beklagte er fehlende Transparenz, ihm sei Einblick in eine Liste mit
potenziellen Investoren verweigert worden. Dann der eigentliche
Paukenschlag: Eigentlich wolle er hier und heute zurücktreten, gab
Keßler bekannt, täte dies nun aber doch nicht, um den Verein nicht
handlungsunfähig zu machen. Das kommissarische zweite
Vorstandsmitglied Michael Littig, seines Zeichens eigentlich
Aufsichtsrats- und Beiratsmitglied, trat zuvor schon von seinem Amt
zurück. Das Chaos war perfekt.
Es
war der Beginn einer Diskussion, über Strategien den Verein zu
retten, über die Art und Weise wie der Klub geführt und mit seinen
Mitgliedern umgegangen wird. Die Geschäftsführung um Michael Klatt
und Martin Bader plädierten im Falle einer weiterhin erfolglosen
Investorensuche für eine teure Zwischenfinanzierung, Aufsichtsratschef Banf unterstützte diesen Weg offenbar. Was zu
dieser Zeit noch niemand ahnt: Der Aufsichtsrat und das Vereinsumfeld
sind in dieser Frage schon lange gespalten. Die Grabenkämpfe sollten
noch tiefer, noch schmutziger werden.
Auf
der Jahreshauptversammlung noch vom Rücktritt zurückgetreten berief
der Aufsichtsrat unmittelbar vor dem Auswärtsspiel bei 1860 München
Rainer Keßler von seinem Amt ab. Ein Mann, der so viel Herzblut in
diese Aufgabe gesteckt hatte, wurde wie in einem schlechten Spielfilm
auf der Autobahn von dieser Nachricht überrascht. Eine Art und
Weise, die ganz abgesehen von der inhaltlichen Diskussion, unwürdig
für einen Mann wie Rainer Keßler und einen Klub wie den 1. FC
Kaiserslautern ist!
Zu
Beginn des neuen Jahres durften wir den Hauptsponsor und
leidenschaftlichen FCK-Fan Harald Layenberger kennenlernen und interviewen. In einem sehr offenen und ehrlichen Gespräch verriet er uns damals erstmals, wie gespalten der FCK in dieser Frage sei und was er vom Aufsichtsratsvorsitzenden und dessen Arbeitsweise hält. „Ich sehe in einer Zwischenfinanzierung keine Option“, sagte
Layenberger damals und deutete an, dass es weitere Optionen und
Möglichkeiten gäbe. Wumms. Damit hatten wir nicht gerechnet.
Dass
er den FCK lebt und liebt und Pläne hat, den Verein und seine
Mitglieder wieder in den Vordergrund zu rücken, das wurde uns mehr
als deutlich. Unmittelbar beim Schreiben dieser Kolumne erreichte uns
dann die Nachricht, dass Harry in Eigenregie die Versteigerung des Erbes Fritz-Walters verhindert. Mehr Herzblut geht nicht!
In
einem kicker
Interview konterte
der Geschäftsführer Sport Martin Bader die Aussage Layenbergers,
was denn die Option einer Zwischenfinanzierung sei. Man müsse
notfalls Zeit gewinnen, um den Verein zu retten. Was nun begann, war
einem so traditionsreichen Verein wie dem 1. FC Kaiserslautern
eigentlich nicht würdig und gleichzeitig doch so typisch für den
FCK.
Am
17. Januar wird öffentlich, dass Aufsichtsratsmitglied Michael
Littig angeblich mit dem russischen Investor und Präsidenten des KFC Uerdingen, Michail Ponomarew verhandelt habe. Des Weiteren sei
Patrick Banf im Aufsichtsrat isoliert, solle in einer
außerplanmäßigen Sitzung am darauf folgenden Montag gar gestürzt
werden. Harald Layenberger wiederum bezichtigte Patrick Banf, er
selbst habe diese Insiderinformationen an die Öffentlichkeit
gegeben, um bei den Fans Angst vor einem übermächtigen Investor zu
schüren. Und urplötzlich hieß es vom Geschäftsführer Sport
Martin Bader, es gäbe einen ganzen Strauß an Optionen, die Lizenz
des FCK zu sichern. Ja was denn nun?
Man
kann in dieser Angelegenheit jeden Standpunkt vertreten, alles hat
sein Für und Wider. Zweifelsfrei braucht der FCK Geld, eine teure
Zwischenfinanzierung verlängert aus meiner Sicht nur das langsame
Sterben unseres geliebten Vereins. Denn wenn jetzt niemand
investiert, wer soll es dann nächstes Jahr mit weiteren 12 Millionen
Verbindlichkeiten tun. Die Herren, die das dann wollen, dürften kaum
seriöser sein als ein Herr Ponomarew oder ein Herr Becca aus
Luxemburg. Dennoch: Ein Modell wie bei 1860 München ist natürlich
auch nicht wünschenswert und führt - wie man sieht - auch nicht
zwangsläufig zu sportlichem Erfolg.
Nur zusammen sind wir Lautern? Schön wäre
es!
Ganz
egal welchen Weg man geht, man muss ihn als geschlossene Einheit
gehen und ihn ehrlich bestreiten. Die Art und Weise wie beim FCK in
den letzten Wochen mit- und übereinander geredet wurde, war dem
alten Klub Fritz-Walters nicht würdig. Ganz davon abgesehen, dass so
ein zerstrittener Haufen jede Art von Geldgeber, sei es eine Bank
oder ein Investor, abschreckt. Der alte Slogan „Nur
Zusammen sind wir Lautern“,
vom ehemaligen FCK-Boss Gries kreiert, er ist zur Lachnummer
verkommen.
In
Anbetracht dessen war es vielleicht ein Schritt in die richtige
Richtung, dass in der besagten Aufsichtsratssitzung weder Patrick
Banf gestürzt noch Mitglieder des Aufsichtsrats zurückgetreten
sind. Man sei sich bewusst, „dass
die anstehenden Aufgaben nur gemeinschaftlich in dieser
Zusammensetzung bewältigt werden könne“,
hieß es in einer Pressemeldung des Vereins.
Der
Schritt ist aber nur dann richtig, wenn er ehrlich gemeint ist.
Sollte es sich dabei wieder einmal um einen faulen Kompromiss oder
einen sehr brüchigen Burgfrieden halten, dann vertagt er nur das
vorhandene Problem. Um ehrlich zu sein, war letzteres auch mein
Gefühl, als ich an diesem Abend vor der Geschäftsstelle des FCK
wartend die Pressemeldung las. Eine Mischung aus Lachen, Wut und
Verzweiflung machte sich in mir breit. Denn die brennenden Fragen
blieben weiter ungeklärt. Wie kam es zu diesem Kompromiss? Was ist
jetzt die Strategie des Vereins, welchen Weg der beiden so
gegensätzlichen Strategien will man gehen? Der Fan des FCK tappt
dabei weiter im Dunkeln und kann nur spekulieren. Und das ist es, was
mich eigentlich wütend macht. Der Verein schafft sich somit seine
Probleme doch nur selbst. Wo Gerüchte wabern, ist die nächste
Unruhe schon vorprogrammiert … Kaiserslautern, wie es leibt und
lebt.
So
kann man also nur Vermutungen anstellen. Der kürzlich abgeschlossene Ausrüster Deal mit Nike ließ das gesamte Umfeld aufhorchen. Ein
5-Jahresvertrag über 3,5 Millionen Euro, in der 2. Liga gar doppelt
so viel. Würde ein so renommiertes Unternehmen einen solchen Deal
mit dem FCK abschließen, wenn sich eine nahende Insolvenz andeuten
würde? Eher nicht.
Dazu
gibt sich Martin Bader auf einmal ungewohnt offensiv. Er sei sich
„sicher, dass der
FCK die Lizenz erhalte“.
Mehr noch, dies sogar ohne Spieler verkaufen zu müssen. Angesichts
der derzeitigen sportlichen Situation kann sich jeder sein eigenes
Bild machen, ob es wünschenswert wäre die Mannschaft genauso
zusammenzuhalten. Dennoch ist es eine bemerkenswerte Aussage. Und die
Umsetzung wäre ein Schritt hin zur lang ersehnten Kontinuität, die
auch Martin Bader erreichen möchte.
Auch sportlich wartet Arbeit - die Richtung
stimmt aber
Für
diese ist aber neben Zusammenhalt außerhalb des Platzes auch der
sportliche Erfolg unabdingbar. In Spanien studierte Sascha Hildmann
mit der Mannschaft ein neues 3-4-3 System ein, man verzichtete
bewusst auf Neuzugänge. Ich selbst kann mich an keine Saison
erinnern, in der das einmal der Fall gewesen war. In diesen Zeiten
vielleicht genau der richtige Weg.
Und
der Start ins Jahr 2019 verlief erfolgreich. Zum Heimauftakt empfing
man ausgerechnet Hildmanns Ex-Verein Großaspach. Die Roten Teufel
kreierten eine Menge Torchancen, begeisterten mit ihrem Kampfgeist
und lieferten endlich mal wieder ein angemessenes Heimspiel, an
dessen Ende ein hochverdienter 2:0 Heimsieg stand. Im Anschluss wurde
von FCK-Spieler Jan Löhmannsröben gar die „Wiedergutmachungstournee 2019“ angekündigt. Alles also besser in 2019?
Nicht
ganz. Dem Verein fehlt auch zu Beginn des neuen Jahres die Konstanz.
Auf den starken Aufritt gegen Großaspach folgte letzten Samstag eine
ernüchternde 0:2 Niederlage in Münster. Das begeisternde
Offensivspiel wurde dort ebenso schmerzlich vermisst wie die sichere
Defensive. Stattdessen sah man alt bekannte Probleme und Schwächen
im Lautrer Spiel.
Wo
geht der Weg des 1. FC Kaiserslautern also hin? Sportlich wie
wirtschaftlich gibt es viele Fragezeichen. Gewiss ist nur, dass das
Jahr 2019 zu einem der wichtigsten in der Vereinsgeschichte werden
wird. Es wird sich entscheiden, ob der FCK die Abwärtsspirale
stoppen und neu angreifen kann, oder ob das langsame Sterben des
Vereins ein jähes und nicht vorstellbares Ende haben wird. Ich
jedenfalls kann und will mir es nicht vorstellen.
Sportlich
hat man mit dem neuen Trainer Sascha Hildmann die Weichen richtig
gestellt, er verdient das Vertrauen, das jetzt aber auch einmal
endlich von Dauer sein muss, auch wenn Wunschträume wie der
sofortige Wiederaufstieg endgültig ad acta gelegt werden können.
Die Mannschaft sollte schauen, dass sie halbwegs glimpflich und mit
etwas Selbstvertrauen aus der Saison kommt und nächstes Jahr neu
angreifen kann.
Damit
dies überhaupt gelingen kann müssen die Verantwortlichen des
Vereins die eigentliche Wurzel des Problems, die Lizenznot,
schnellstmöglich lösen. Dabei müssen persönliche Eitelkeiten
endgültig hinten anstehen, gemeinsam muss die Unzerstörbar endlich
wieder in ruhiges Fahrwasser gebracht werden. Wer sich dazu nicht in
der Lage sieht, sollte sein Mitwirken überdenken. Denn das einst so
stolze Schiff des 1. FC Kaiserslautern hat bereits so große Risse,
dass weitere Schläge unweigerlich zum Untergang führen würden.
Wir
Fans können dabei nur auf die Vernunft und die Fähigkeiten aller
Beteiligten hoffen. Darin sind wir schließlich auch geübt, es liegt
quasi in der DNA eines jeden FCK-Fans. Denn nicht nur der bekannte
Philosoph Karl Jaspers wusste: „Die
Hoffnungslosigkeit ist schon die vorweggenommene Niederlage“,
auch die Fans des 1. FC Kaiserslautern kennen das Wort Aufgeben
nicht. Und das ist auch gut so. Denn immer, wenn du glaubst es geht
nicht mehr, …
Ihr
wisst schon. Und fällt es manchmal auch noch so schwer, ein Blick in
unser Vereins-„Vater-Unser“,
das Betze-Lied, macht mir immer wieder Mut. Dort heißt es nämlich:
„Solangs in
Deutschland Fußball gibt, gibt es auch den FCK!“.
In diesem Sinne: Weiter, immer weiter!
Quelle: Treffpunkt Betze
Autor: Gerrit