Diskussionsthema zum Artikel: Axel Roos: „Die Meisterschaft 1994 wurde uns genommen"
Axel Roos: „Die Meisterschaft 1994 wurde uns genommen"
Axel Roos ist der erfolgreichste Spieler des FCK seit Bestehen der Bundesliga. Im Gespräch mit Treffpunkt Betze blickt der heutige Fußballlehrer auf eine bewegende Karriere zurück.
Inhaltsverzeichnis
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"Ich habe immer nur aus Spaß und ohne Druck Fußball gespielt"
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"Egal, wo Rehhagel war, er hatte immer Erfolg"
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"Dass Vogts Nationaltrainer wurde, war für mich nicht gerade förderlich"
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„In die erste Reihe hätte ich nicht gewollt"
Zwei Deutsche Meisterschaften, zwei Pokalsiege, ein Supercup-Sieg, eine Deutsche Hallenmeisterschaft sowie zwei Intertoto-Cup-Siege machen Axel Roos zum erfolgreichsten Spieler der FCK-Geschichte. Zudem hält Roos mit 22 Jahren Vereinszugehörigkeit den „Treuerekord“ in der Lautrer Bundesligageschichte. Für unser Format "Einmal Lautrer, immer Lautrer" nahm sich der heute 59-Jährige Zeit, um gemeinsam auf die vielen Facetten seiner aktiven Laufbahn zurückzublicken.
"Ich habe immer nur aus Spaß und ohne Druck Fußball gespielt"
Dass Axel Roos schon in jungen Jahren den Weg auf den Betzenberg fand, war kein Zufall, aber auch nicht vorprogrammiert. Vater Ludwig, der einst selbst mit dem FK Pirmasens drei Meisterschaften in der damals höchsten Spielklasse feiern konnte, legte großen Wert darauf, dass sich sein Sohn nicht nur auf seine fußballerischen Fähigkeiten verließ. Aus eigener Erfahrung wusste er, dass der Weg zum Profi hart und entbehrungsreich sein würde. So konzentrierte sich Axel, der erst mit 15 Jahren in das Nachwuchsleistungszentrum des 1. FC Kaiserslautern wechselte, zunächst auf sein Abitur am Heinrich-Heine-Gymnasium, bevor er sich voll und ganz seiner sportlichen Karriere widmete.
Heute betreibt der Lautrer Titelhamster eine Fußballschule und versucht „seinen“ Kids den Weg zu ebnen, den er selbst gehen durfte: „Ich hatte als Kind gar nicht den unbedingten Wunsch, Profi zu werden. Ich habe immer nur aus Spaß und dementsprechend ohne Druck Fußball gespielt. Kinder, die zu früh in einem NLZ landen, haben es oft schwerer den Sprung in den Profifußball zu schaffen als andere, die erst in späteren Jahrgängen, also in der C- oder B-Jugend, den Sprung wagen. Die Jungs und Mädels müssen sich frei entfalten können, um Spaß am Spiel zu haben. Das versuche ich den Kindern in meiner Fußballschule zu vermitteln. Natürlich gibt es Regeln, die eingehalten werden müssen, aber eben auch genügend Freiheiten.“
Spieler wie die FCK-Nachwuchstalente Neal Gibs oder Aaron Basenach, der Ex-Schalker und heutige Juve-Spieler Weston McKennie oder Nationalspielerin Jonna Brengel von Eintracht Frankfurt sind einst durch die Trainerhände von Axel Roos gegangen und bestätigen mit ihren Erfolgen seine Philosophie. „Es ist schön zu sehen, was die Jungs und Mädels von hier mitnehmen und was sie aus ihrem Potenzial machen“, sagt der Ex-Profi und verweist nicht ohne Stolz darauf, dass über die Genannten hinaus regelmäßig weitere Spielerinnen und Spieler seiner Schule in die Nachwuchsleistungszentren nach Kaiserslautern oder auch Hoffenheim wechseln.
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"Egal, wo Rehhagel war, er hatte immer Erfolg"
Dass er nie als hauptverantwortlicher Trainer im bezahlten Fußball gelandet ist, stört Roos nicht. Als Co-Trainer von Hans-Peter Briegel begleitete er diesen als Nationaltrainer von Albanien und Bahrain auf seiner Reise durch den internationalen Fußball. Besonders in Erinnerung geblieben sind ihm die beiden Siege mit Albanien gegen Russland und gegen das von Otto Rehhagel trainierte Griechenland. „Wenn man bedenkt, wie klein Albanien im Vergleich zu Ländern wie Griechenland oder Russland ist, kann man sich vorstellen, was da los war, als wir gegen die beiden gewonnen haben. Das war schon fast ein Ausnahmezustand“, erinnert sich Roos schmunzelnd. Und dass beim Sieg gegen die benachbarten Griechen ausgerechnet sein ehemaliger Meistertrainer auf der anderen Trainerbank saß, verleiht dem Triumph eine besondere Würze.
Denn „König Otto“ ist einer der Trainer, die der gebürtige Rodalber in besonders guter Erinnerung hat. „Egal, wo Rehhagel war, er hatte immer Erfolg. Er wusste genau, wer welche Stärken hat und wie man sie am besten einsetzt. Dazu kommt, dass er in diesem Geschäft absolut menschlich geblieben ist. Auf dem Platz hat er schon manchmal hart ausgeteilt. Aber es war klar, dass das, was auf dem Spielfeld passiert, für ihn hinterher keine Rolle mehr spielt. Er hat immer klipp und klar kommuniziert, dass wir ihm als Menschen absolut heilig sind und dass jeder mit seinen Problemen zu ihm kommen kann und wir gemeinsam eine Lösung finden. Das war nicht nur ein Spruch, das war eine Tatsache.“
Nicht minder ungern erinnert sich der ehemalige Abwehrspieler an Friedel Rausch. Der inzwischen leider verstorbene Fußballlehrer erwies sich mit seiner Geduld im Umgang mit einer schweren Knieverletzung von Roos als absoluter Glücksfall für den Fußballer. Fast ein Jahr dauerte die Leidenszeit des Spielers und Rausch ließ ihn in aller Ruhe wieder auf die Beine kommen. „Er hat mich nie fallen lassen und mir die Zeit gegeben, die ich brauchte. Es ist ja nicht nur der Körper, der wiederhergestellt sein muss, es dauert auch eine ganze Weile bis der Kopf es wieder zulässt, richtig in die Zweikämpfe zu gehen“, blickt Roos dankbar auf die schwere Zeit zurück.
"Dass Vogts Nationaltrainer wurde, war für mich nicht gerade förderlich"
Höhen und Tiefen erlebte er in seiner Zeit als Profi einige. „Natürlich war es nicht immer ein Selbstläufer oder einfach. Es gab zum Beispiel Trainer, die andere Spielertypen bevorzugten, es gab Zeiten, in denen der sportliche Erfolg überschaubar war oder auch Enttäuschungen wie die verpasste Meisterschaft 1994, die uns durch das „Phantomtor“ von Thomas Helmer genommen wurde“, erzählt Roos, der dem FCK trotz Anfragen aus Bremen oder Karlsruhe immer treu geblieben ist. „Zum Glück“, lacht er, „sonst hätte ich heute ein paar Titel weniger in meiner Vita!“. Und davon hat er einige. Acht nationale Titel und 19 Europapokalspiele kann er auf seinem Konto verbuchen - was ihm fehlt ist eine Berufung in die Nationalmannschaft.
„Es sollte leider nicht sein. Ernst Diehl war mein Jugendtrainer beim FCK und hat damals schon ein gutes Wort für mich beim Jugendnationaltrainer Berti Vogts eingelegt. Allerdings war er einer dieser Trainer, die andere Spielertypen bevorzugten. Dass Vogts später zum Trainer der A-Nationalmannschaft aufstieg, war für mich natürlich nicht gerade förderlich. So wurde ich zu einem der wenigen Spieler, die trotz zweier Meistertitel und zweier Pokalsiege keinen Einsatz in der Nationalmannschaft feiern durften“, schaut Roos etwas wehmütig zurück und bedauert ein wenig, dass er sich manchmal vielleicht etwas zu wenig in den Vordergrund gedrängt hatte. „Otto Rehhahgel sagte mal zu mir: "Axel, Sie sind der Typ, der eher unter den Kamerakabeln durchtaucht als sich davor zu stellen und große Reden zu schwingen". Vielleicht hätte ich es auch mal anders machen sollen“, äußert Roos heute.
„In die erste Reihe hätte ich nicht gewollt"
Dass er nach seiner Karriere nie als Trainer oder Funktionär auf dem Betzenberg tätig war, sieht er in den jeweiligen Umständen begründet. „Irgendwie hat es nie gepasst. Ich hätte mir aber schon gut vorstellen können im Jugendbereich etwas zu machen oder vielleicht auch als Co-Trainer Zuarbeit zu liefern. In die erste Reihe hätte ich allerdings nicht gewollt, womit wir wieder bei den Kameras und den Kabeln wären“, lacht er verschmitzt.
So betreibt Axel Roos seine Fußballschule und ist fast rundum glücklich. „Das einzige, was mich ein bisschen stört, ist, dass ich gar nicht merke, wie ich älter werde. Ich betreue immer Kinder im gleichen Alter und habe darüber fast vergessen, dass ich bald sechzig Jahre alt werde. Sechzig, das muss man sich mal vorstellen!“, lächelt er und blickt zufrieden auf das Gelände seiner Fußballschule, wo vielleicht gerade die nächste lebende Legende des FCK ihre ersten Schritte auf dem Spielfeld geht.
Quelle: Treffpunkt Betze
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