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    Diskussionsthema zum Artikel: Häämspiel: Kann man Geschichte zweimal schreiben?


    Häämspiel: Kann man Geschichte zweimal schreiben?

    Die neue Kolumne auf Treffpunkt Betze: Vor den Heimspielen blickt Dirk auf das Geschehen rund um das Fritz-Walter-Stadion. Mal sachlich, mal humorvoll, mal voller Verzweiflung. Was bleibt einem auch anderes übrig.


    Was war das für ein unvergesslicher Abend! Olaf Marschall, Thomas Riedl, Uwe Wegmann, Jürgen Rische und Axel Roos sorgten mit ihren Toren für einen historischen Moment auf dem Betze. Der FCK schlug - im bis heute torreichsten Spiel der zweiten Liga - den SV Meppen vor 38.000 Zuschauern mit 7:6. Die anschließenden und an jenem letzten Saisonspieltag stattfindenden Feierlichkeiten zur Meisterschaft und zum Bundesligaaufstieg kannten keine Grenzen.


    Diese Erinnerung stammt vom 11. Juni 1997. Influencer nannte man damals noch Schnorrer und die Lautrer Altstadt war fast noch Neubaugebiet. Heute heißt die triste Realität Abstiegskampf in der dritten Liga. Wenn die Meppener morgen zum Geisterspiel auf dem Betze auflaufen, bedeutet das: Der Tabellenfünfzehnte empfängt den Tabellenzwölften. Manch einer würde auch sagen: "Not gegen Elend".

    Ruhrpott und der Betze: Scheint zu passen!

    Aber es gibt Hoffnung! Schienen die Roten Teufel nach dem Heimspiel gegen Wehen-Wiesbaden mental völlig am Ende und zielsicher auf die Regionalliga zuzusteuern, schaffte der nach diesem Spiel neu installierte Cheftrainer Marco Antwerpen offenbar und zumindest den psychischen Turnaround. Der aus dem Ruhrpott stammende Coach überrascht nicht nur mit personellen und taktischen Maßnahmen, er impfte seiner Mannschaft in kürzester Zeit auch das nötige Selbstvertrauen ein, um mit breiter Brust und hohem Einsatzwillen aufzutreten.


    Schon bei seinem ersten Spiel in Ludwigshafens Nachbarstadt trat das Team in einer Verfassung auf, die man in dieser Form schon sehr, sehr lange nicht mehr bestaunen durfte. Gerade in der ersten Halbzeit wurde den Kickern aus der Quadratestadt eine Wendeltreppe in den Hals gespielt, deren Ende sie noch heute suchen. Und auch in den beiden Folgespielen zeigte sich ein FCK-Team, das vor Selbstvertrauen strotzte und zu jedem Zeitpunkt durchblicken ließ, dass man bereit war, bis zum letzten Pfiff zu kratzen, zu beißen, zu KÄMPFEN!

    Wie einst in der Kreisliga: Die Treter der Liga

    Obwohl in den ersten drei Spielen unter Antwerpen auch nur vier Punkte erzielt werden konnten, lässt sich dennoch festhalten, dass durch die Rückkehr der Betze-Tugenden, sofern diese auf Dauer ausgelegt ist, berechtigte Hoffnung auf schnelle tabellarische Besserung besteht. Legt man die Kartenstatistik der laufenden Saison zu Grunde, darf morgen mit einem ruppigen Spiel gerechnet werden. Der SVM hat mit insgesamt 69 die meisten gelben Karten gesammelt und liegt damit in der Fairplay-Wertung nur knapp vor dem FCK, der es immerhin auf 65 bringt. Damit belegen beide Teams, auf deren Konto zudem noch drei bzw. vier Platzverweise gehen, die letzten beiden Plätze in diesem Ranking.


    Die Marschrichtung dürfte folglich klar sein. Ein Matchplan, der rein auf spielerische Elemente ausgelegt ist, dürfte in etwa so erfolgversprechend sein wie die Veröffentlichung eines Erziehungsratgebers des Autorenduos Henke & Oral. Man wird, um auf eine üble Phrase zurückzugreifen, über den Kampf zum Spiel finden müssen. Am Treffendsten bringt es Horst Schömbs regelmäßig auf den Punkt: „Hier ist Kaiserslautern, hier ist das Fritz-Walter-Stadion!“ Genauso ist es - und hier gibt es nichts zu holen!

    JHV: Dramatisch, aber hochverdient - der FCK gewinnt mit 7:6

    Nicht minder wichtig sind die Ereignisse, die uns heute Abend ins Haus stehen. Die aufgrund der Corona-Pandemie auf heute verschobene Jahreshauptversammlung wird die erste virtuelle Veranstaltung dieser Art beim FCK sein. Die Stimmberechtigten wählen unter anderem fünf Mitglieder und drei potentielle Nachrücker des Aufsichtsrates. Zur Wahl haben sich neun Kandidaten aufstellen lassen. Fritz Fuchs, Rainer Keßler, Markus Merk und Martin Weimer gehören diesem Gremium bereits an und stellen sich zur Wiederwahl, dazu kommen mit Valentin Helou, Bernhard Koblischeck, Carsten Krick, Johannes B. Remy und Udo Zender fünf weitere Bewerber.


    Der „Wahlkampf“ und das „Säbelrasseln“ nehmen nun schon seit einigen Tagen die verschiedensten Foren in Beschlag. Die alteingesessenen AR-Mitglieder werben für sich selbst mit Schlagworten wie Kontinuität, Verlässlichkeit und Ruhe. Darüber hinaus wird immer wieder betont, wie schwierig die Lage des FCK bei der Amtsübernahme war und dass der Weg aus dieser Misere zwar eingeschlagen, aber noch lange kein Ende absehbar ist. Die Herausforderer wiederum prangern an, dass Profilierungssucht, Selbstdarstellung und fehlende Transparenz ein Ende haben sollten und sich der kommende Aufsichtsrat dringend aus Personen zusammensetzen sollte, die glaubhaft sind und die die Werte des FCK vorleben.


    Natürlich besitzen die Hauptziele, die Entschuldung des e.V. und die Entwicklung eines zukunftsfähigen sportlichen Konzepts, die von allen Bewerbern genannt werden, höchste Priorität, aber mir als Fan und Mitglied ist es genauso wichtig, dass sich durch die Neuwahl ein Gremium findet, welches auf Basis vertrauensvoller und ehrlicher Zusammenarbeit den FCK wieder zu der großen Familie zusammenführt, die sie einmal war. Und was uns alle irgendwann stark gemacht hat. Ich bin es leid aufgrund undichter Stellen vermeintliche Interna aus der Zeitung mit den vier großen Buchstaben zu erfahren oder Wetten darauf abschließen zu können, wer als nächster Verantwortlicher sein Amt aufgrund „der persönlichen und beruflichen Situation“ niederlegt. Markus Merk sagte vor einigen Wochen in einem SWR-Interview, ein „Team Merk“ werde es bei der nächsten Wahl nicht mehr geben, aber nach der Wahl hoffentlich ein „Team FCK“. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.


    Voller Hoffnung wünsche ich uns allen ein FCK-Wochenende, über das in 23 Jahren vielleicht irgendwer schreibt!


    Quelle: Treffpunkt Betze

    Diskussionsthema zum Artikel: Kommentar: Großer Kampf, keine Punkte


    Kommentar: Großer Kampf, keine Punkte

    Die Roten Teufel versäumen es wieder einmal, sich für ihre kämpferische Leistung zu belohnen. Dem FCK fehlt die Effizienz vor dem Tor. Es dürfte der Hauptgrund für den Abstiegskampf sein. Ein Kommentar.


    FCK-Cheftrainer Marco Antwerpen ahnte schon am Donnerstag, "welches Brett" die Roten Teufel gegen den FC Ingolstadt erwarten werden. Er verwies in der Spieltagspressekonferenz auf die Heimstärke der Schanzer und sah einen Gegner mit breiter Brust und viel Selbstvertrauen auf den FCK zukommen. Und dennoch wurde schnell klar, dass der Matchplan des Coaches am heutigen Samstag darauf ausgelegt war, als erste Gastmannschaft seit dem 03. Oktober 2020 drei Punkte aus dem Audi-Sportpark zu entführen. Am Ende kam alles anders. Die Ingolstädter traten ganz im Stile einer Spitzenmannschaft auf. Effektivität pur. Ganz anders als der FCK vor dem gegnerischen Tor.

    Auf Augenhöhe

    Die in mintgrün spielenden Roten Teufel traten mit Marlon Ritter statt Marius Kleinsorge in der ansonsten unveränderten Startelf in Ingolstadt an. Bereits in der Frühphase der Partie wurde offensichtlich, dass die Lautrer bemüht waren, dem Gegner durch eine hohe Laufbereitschaft und körperliche Präsenz das Leben schwer zu machen. Schon nach drei Minuten, als Marvin Pourié in den Versuch eines Befreiungsschlags von Buntic flog und den Ball auf - gerade in der ersten Hälfte sehr agilen - Ouahim querlegen konnte, dürfte auch dem letzten Beobachter deutlich geworden sein, dass hier nicht das klassische Duell eines Aufstiegsaspiranten gegen einen Abstiegskandidaten stattfindet, sondern ein Spiel auf Augenhöhe folgen sollte.


    Die erste große Chance des Spiels hatten dann aber doch die Schanzer. Nach einem Eckball verlor Winkler Caiuby aus den Augen. Glück die Pfälzer, denn Caiuby setzte den Ball aus sieben Metern denkbar knapp neben das Tor. In der Folge übernahm dann das Team von Marco Antwerpen mehr und mehr das Spielgeschehen und kam folgerichtig zu einer Großchance. Ritter, durch ein feines Zuspiel von Redondo in Szene gesetzt, tauchte in der 14. Minute allein vor Buntic auf, schaffte es aber nicht den Führungstreffer für den FCK zu erzielen. Die Ingolstädter zogen ihre Lehren aus dem Auftritt der Lautrer, gaben ihr anfangs hohes Pressing auf und zogen sich immer tiefer in die eigene Hälfte zurück. Die weiteren und wenigen Angriffsbemühungen des FCI konnte der FCK im Kollektiv bis zum Halbzeitpfiff im Keim ersticken. Aber auch die Offensivaktionen der Roten Teufel verpufften weitestgehend und ohne nennenswerten Erfolg.

    Sichtbare Defizite: Körperliche Robustheit & Chancenverwertung

    Auch zu Beginn der zweiten Halbzeit waren die Intensität in den Zweikämpfen und die Laufbereitschaft unvermindert hoch. Eckert Ayensa versuchte es in der 49. Minute mit einem Fernschuss, der jedoch von Spahic in seiner gewohnt souveränen und unspektakulären Manier entschärft werden konnte. Nur wenige Augenblicke später dann die zweite hochkrarätige Chance für den FCK: Der flinke Ouahim setzt zum Sprint an, lässt mehrere Ingolstädter stehen, bremst ab, schaut und spielt einen diagonalen Zuckerpass in den Lauf von Marlon Ritter. "Da nehme ich den Ball schlecht mit, und dann wird es einfach für den Gegenspieler", wird Ritter nach dem Spiel sagen, der in dieser Szene seine sonst sichere und technische Versiertheit vermissen lässt.


    Es war Tomas Oral, der an diesem Tag das richtige Händchen beweisen und das Matchglück einwechseln sollte. Nach dieser Druckphase der Pfälzer sorgte er mit seiner Einwechslung von Elva für einen Bruch im FCK-Spiel. Mit fortlaufender Spielzeit machte sich der Kräfteverzehr bemerkbar. Der quirlige Elva wusste das zu nutzen und sorgte immer wieder für Unruhe. Binnen weniger Minuten vergab Elva zwei gute Einschussmöglichkeiten. Zwar stand die Lautrer Defensive noch, zeigte jedoch erste Unachtsamkeiten. Es entwickelte sich ein hin und her, der FCK befreite sich wieder vom Druck des FCI und versuchte selbst, das Heft in die Hand zu nehmen. Nach Eckbällen haderte der FCK mit Schiedsrichter Stegemann, weil dieser keinen Handelfmeter pfiff, womit er aber in beiden Fällen zum Leidwesen aller Roten Teufel richtig lag.


    Allmählich setzte das Bewusstsein über das inzwischen 14. Remis dieser Saison ein. Gegen den Tabellenzweiten durchaus ein Punktgewinn. Doch wie so oft in dieser Saison sollte sich das Blatt nochmal wenden. Mit dem eingewechselten Butler sorgte Oral dann endgültig für den Heimsieg. "Wir haben im Vorfeld schon gesagt, dass wir nicht in diese Kopfballduelle reingehen, sondern uns absetzen wollen. Und so schlucken wir das 1:0", lautete Antwerpens Analyse nach dem Spiel. Es war bereits die zweite Prophezeiung des neuen Cheftrainers, mit der er an diesem Tag richtig liegen sollte. Zunächst entschied Butler ein Kopfballduell gegen Winkler für sich, spielte so den Ball zu Elva, der mit hoher Geschwindigkeit in den Strafraum eindrang und im richtigen Moment auf den mitgelaufenen Butler querlegte. Der Rest war Nebensache. Zwar versuchte der FCK in den verbliebenen Minuten nochmal alles reinzuwerfen, scheiterte aber bereits im Ansatz und konnte dem Ingolstädter Sieg so nichts mehr entgegensetzen.

    Lautstark meldet es sich: Das Abstiegsgespenst

    Was bleibt also nach einem Spiel gegen den Tabellenzweiten, in dem der FCK nicht nur Augenhöhe spielte, sondern auch teilweise die bessere Mannschaft war, sich am Ende aber trotzdem wieder einmal geschlagen geben musste? Unter Marco Antwerpen zeigen sich die Roten Teufel in allen Mannschaftsteilen verbessert. Die Mannschaft tritt mutig, selbstbewusst und spielbestimmend auf, sie löst brenzlige Situationen in der eigenen Hälfte mit spielerischen und kreativen Lösungen, sie beweist Zweikampfhärte, hat Zug zum Tor. Marco Antwerpen hat ohne Frage Potenziale entdeckt, die seine Vorgänger kaum zu entdecken vermochten. Es macht über weite Teile des Spiels einfach wieder Spaß, diesem FCK zuzuschauen. Mit jungen und dynamischen Spielern wie Ciftci, Bakhat, Ritter und Ouahim beweisen die Pfälzer unglaublich viel Spielfreude.


    Doch jetzt kommt das "aber". Diese Mannschaft vermag es nicht, effizient zu sein. Sie macht aus ihren Großchancen zu wenig, die Chancenverwertung bleibt das große Manko im Abstiegskampf. Das erste Spiel unter Antwerpen wirkte wie ein Befreiungsschlag - nicht nur für die Mannschaft, sondern auch für die daheim sitzenden FCK-Fans. Nach drei Spielen lässt sich festhalten: Vier Punkte aus drei Spielen. Das ist zu wenig. Das wird auch Marco Antwerpen wissen. Fraglich bleibt dennoch, ob es ihm gelingt, seiner Mannschaft auch im vorderen Drittel den Glauben an die eigenen Stärken einzuimpfen. Zeit bleibt keine mehr. Der FCK hat jetzt 13 Finalspiele vor der Brust, in denen er mindestens 20 Punkte holen muss.


    Trotz der schmerzlichen Niederlage in Ingolstadt, die Hoffnung auf den Klassenerhalt bleibt. Marco Antwerpen scheint in dieser Situation genau der richtige Trainer zu sein. Die grundsätzlichen Voraussetzungen und Tugenden sind vorhanden: Leidenschaft, Kampfbereitschaft und Siegeswille. Jetzt müssen die Roten Teufel eigentlich nur noch gewinnen.


    Quelle: Treffpunkt Betze